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Großer Schritt nach vorn

Bauern im Nationalpark Unteres Odertal atmen auf

Friedrichsthal / Lesedauer: 3 min

Das Naturschutzgebiet im Unteren Odertal gibt es schon viele Jahre lang. Es gehört zu den bedeutendsten in Deutschland. Viele Landwirte waren allerdings dagegen, weil sie Flächen nicht mehr nutzen durften. Jetzt ist endlich eine Lösung des Streits in Sicht.
Veröffentlicht:04.07.2014, 19:33

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„Der Kraftakt ist fast geschafft. Wir haben endlich Rechtssicherheit“, freute sich Landwirt Wolfgang Lichtenberg. Nach fast 14 Jahren Laufzeit ist das Unternehmensflurbereinigungsverfahren für das Untere Odertal in seine Zielgerade eingebogen. „Die vorläufige Besitzeinweisung der Flächen ist vollbracht. Jetzt weiß jeder der Beteiligten, wo künftig noch Landwirtschaft betrieben werden kann und wo die Wildniszonen eingerichtet werden. Das Eigentum ist geklärt, damit wissen alle Beteiligten, woran sie sind“, stellte Lichtenberg fest. Als Vorsitzender der sogenannten Teilnehmergemeinschaft für das Verfahren hatte er am Freitag zu einer kleinen Feierstunde eingeladen – mitten im Gartzer Bruch war das Festzelt aufgebaut.

„Mit diesem Verfahren beginnt das Herz des Nationalparks endlich zu schlagen“, machte Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) die Bedeutung dieses Verwaltungsaktes deutlich. „Ohne die Flurbereinigung hätte es auch den Nationalpark nicht mehr gegeben“, ergänzte der Landrat des Kreises Uckermark, Dietmar Schulze (SPD) und erinnerte zugleich an die jahrelangen quälenden Streitigkeiten zwischen Naturschützern und Landnutzern um das Schutzgebiet, die vor 15 Jahren fast zu dessen Ende geführt hatten.

„Rückblickend kann man sagen, dass das Flurbereinigungsverfahren alternativlos war, um die Konflikte zu lösen“, sagte Schulze. Denn mit der Neuordnung der Flächen stehen auch die künftigen Wildniszonen fest.

Inkrafttreten der Flurbereinigung in spätestens zwei Jahren erwartet

Nationalpark-Chef Dirk Treichel rechnet in spätestens zwei Jahren mit dem endgültigen Inkrafttreten der Flurbereinigung, die auch die künftigen Wildniszonen ausweist. „Dann haben wir auf einen Schlag 51 Prozent der Flächen unter totalem Schutz, so viel wie ein Nationalpark braucht, um auch international anerkannt zu werden“, sagte er.

Ziel des Verfahrens war es, die Flächen in der Wildniszone und der sogenannten Pflegezone in öffentlichen Besitz zu bringen. Darüber hinaus flossen 3,5 Millionen Euro in den Straßen- und Brückenbau im Nationalpark und in seinen Gemeinden. Zudem wurde ein Moorgebiet direkt am Rande des Odertals wieder aufgestaut. „Dadurch erhöhen sich die Erträge für die Landwirte, das ist eine Entschädigung für den Flächenverlust, den sie im Nationalpark hinnehmen mussten“, sagte Treichel weiter. Zudem sei die Vernässung der Moorflächen ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Durch den höheren Wasserspiegel bleibe das Moor intakt und es werde kein Kohlendioxid freigesetzt. Kohlendioxid entsteht, wenn der Moorkörper allmählich verfällt.

Insgesamt kostet das Verfahren, das bereits seit dem Jahre 2001 läuft, 15 Millionen Euro. Es gibt 2800 Beteiligte, das Verfahrensgebiet umfasst 20 000 Hektar und ist damit eines der größten Flurbereinigungsverfahren der gesamten Bundesrepublik.