StartseiteRegionalAnklam„Das Pommernlied sollten alle Schüler lernen“

Der CDU-Kreisverband fordert

„Das Pommernlied sollten alle Schüler lernen“

Vorpommern / Lesedauer: 2 min

Darf man in unserem Land noch "Pommern" sagen, ohne gleich in die rechte Ecke gestellt zu werden? Die CDU findet "Ja" und schreibt das sogar in ihr Wahlprogramm für die Kreistags-Wahlen. Das könnte in den nächsten Wochen noch Ärger geben.
Veröffentlicht:05.03.2014, 08:15

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Der Wahlkampf in Vorpommern-Greifswald beginnt – und zu denen, die sich schon auf ein Wahlprogramm verständigt haben, gehört die CDU. Vieles, was in dem elfseitigen Papier steht, ist altbekannt – doch ganz zum Schluss steht ein Passus, der sich in dieser Ausführlichkeit noch in keinem CDU-Wahlprogramm gefunden hat. „Heimat und Tradition“ ist der Absatz überschrieben und es geht um Pommern: Unter anderem die bessere Pflege des Plattdeutschen fordert der Kreisverband in dem Dokument, aber auch eine stärkere Würdigung des Pommernlieds im Schulunterricht. Pommerns inoffizielle „Nationalhymne“ sei ein wichtiges Kulturgut, das von allen Schülern im Kreis im Musikunterricht erlernt werden müsse.

Maßgeblich verantwortlich für das Papier zeichnet der Torgelower Philipp Amthor, in der Partei Kreis-Chef der Nachwuchsgruppe Junge Union (JU). Der 21-Jährige hat das Papier mit einer Arbeitsgruppe entworfen und nennt die ausführlichere Auseinandersetzung mit der pommerschen Heimat einen „Schwerpunkt“ des Programms.

In einem weiteren Satz des Dokuments heißt es: „Der Gebrauch der Bezeichnung Pommern für unsere Heimatregion ist nicht zu kritisieren, sondern stattdessen eine unproblematische Selbstverständlichkeit.“ Für ganz so unproblematisch wie die CDU hält diesen Begriff allerdings nicht jeder. „Natürlich ist das ein problematischer Begriff“, sagt etwa Ingmar Dette, Politikwissenschaftler und Leiter des Regionalzentrums für demokratische Kultur in Anklam. „Allein schon deshalb, weil es ein historischer Begriff ist. Er ist mit verschiedenen Wortbedeutungen belegt.“ Soll heißen: Pommern meint eben nicht die kulturelle Heimat der hiesigen „Ur-Einwohner“, sondern auch das historische Territorium, das heute bekanntlich Teil zweier Staaten ist.

Und jetzt wird es kompliziert. „Denn es gibt Personenkreise, insbesondere den rechten Rand, die diesen Begriff mit aggressiver und revanchistischer Konnotation benutzen“, sagt Dette. Dann werde zumeist auch explizit oder implizit die deutsch-polnische Grenze infrage gestellt. Dette kann sich allerdings nicht vorstellen, dass die CDU das so meint: „Ich denke, dass es hier eher um den Heimatbegriff Pommern geht.“ Dennoch, vermutet Dette, habe sich die Partei vermutlich sehr bewusst für die zugespitzte Formulierung entschieden: „Das dürfte mit dem beginnenden Wahlkampf zu tun haben. Und
dieses Kalkül geht ja auch auf.“