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Der Schule sagen sie Tschüss, der Region aber nicht

Jarmen / Lesedauer: 3 min

VonStefan HoeftWieder hat es einJahrgang geschafft: Jarmens Zehntklässler verabschiedeten sich jetzt mit viel Krach und durchaus auch etwas Wehmutvon ihrer ...
Veröffentlicht:10.05.2013, 02:24

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VonStefan Hoeft

Wieder hat es ein
Jahrgang geschafft: Jarmens Zehntklässler verabschiedeten sich jetzt mit viel Krach und durchaus auch etwas Wehmut
von ihrer Schule. Doch
was kommt danach?
Noch hat längst nicht
jeder eine Lehrstelle.

Jarmen.Girlsday und Emanzipation zum Trotz – zumindest in Jarmen und Umgebung sieht es bei der Jugend noch recht klassisch aus, wenn es um die Wahl der Berufe geht. Das offenbart eine Umfrage unter jenen 22 Jugendlichen, die sich in der Peenestadt ab nächster Woche auf ihre Abschlussprüfungen vorbereiten und an diesem Mittwoch zünftig den obligatorischen letzten Schultag feierten. Die jungen Männer in der bunten Schar visieren eher technische Beschäftigungen an, die Damen gehen in den Servicebereich – von der Medizin bis hin zur Verwaltung.
Noch hat allerdings erst ungefähr die Hälfte einen unterschriebenen Vertrag in der Tasche, bei ihren Vorgängern 2012 war um dieses Zeit schon alles in Tüten und Papier. Aber egal wie die Suche am Ende ausgeht, wirklich weit weg muss heute offenbar niemand mehr für einen Job, wenn er nicht gerade etwas ganz spezielles vorhat. Denn anders als die Abgänger-Generation vor etwa zehn Jahren, die der Ausbildungsplatzmangel oft in den Westen trieb, haben bisher alle im näheren Umfeld oder zumindest Mecklenburg-Vorpommern Arbeit gefunden.
Den weitesten Sprung wagt da momentan Lisa-Marie Christen aus Neetzow, die Zahnmedizinische Fachangestellte werden will. Sie hatte sich zwar auch in Greifswald und Stralsund beworben, entschied sich am Ende aber bewusst für Rostock als neue Heimat. „Ich wollte nicht unbedingt hier bleiben, mich hält hier nichts“, meinte sie gegenüber Nordkurier. Die größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns sei nun mal recht attraktiv für junge Leute – und Dank der A20 ja eigentlich überhaupt nicht weit weg.
Bettina Kerber aus Schmarsow hingegen fühlt sich wohl in Vorpommerns Provinz, sie startet bald in der Verwaltung des Amtes Demmin-Land. Und während Jennifer Franke aus Hedwigshof künftig den Aldi-Kunden in Altentreptow als Verkäuferin ihr Lächeln schenkt, orientieren sich viele andere in Richtung Greifswald oder Insel Usedom. So wie beispielsweise Kristin Stöwe, die Jahrgangsbeste: „Ich werde Krankenschwester in der Uniklinik“, erzählt die Jarmenerin. „Ich wollte schon immer in den medizinischen Bereich, im September geht es los.“
Im Idealfall könnte sie mit Felix Jurczyk aus Daberkow eine Fahrgemeinschaft bilden, fängt der doch zur gleichen Zeit bei einer Siemens-Tochter in der Kreisstadt als Azubi an. Sein Ziel ist der Abschluss als Elektroniker für Geräte und Systeme. Ins benachbarte Lubmin hingegen verschlägt es seinen Klassenkameraden Tom Schuth aus Alt Plestlin. „Ich wollte einen Metallberuf, habe mich dafür auch in Hamburg beworben.“ Nun muss er gar nicht so weit weg – die Energiewerke Nord haben ihm einen Ausbildungsvertrag zum Industriemechaniker zugeschickt.
So gut wie fertig gebacken ist die Sache auch für den Peenestädter Paul Reinhold, der als einer von wenigen vor Ort bleibt. Schließlich habe er die mündliche Zusage für eine Lehre als Verfahrenstechniker in der Jarmener Mühle. Sie ist der einzige derartige Betrieb diesseits von Hamburg und Berlin und anfangs alles andere als seine Nummer 1 gewesen, verrät der junge Mann. Er wollte eher Bäcker als Müller werden. Doch auf Empfehlung seines Vaters schnupperte er vor drei Jahren trotzdem mal in der Mühle vorbei. Paul war letztlich so beeindruckt, dass er mittlerweile mehrere Praktika und Ferienjobs dort absolviert und nur diese einzige Bewerbung überhaupt abgegeben hat. „Das war alles oder nix. Ich bin wirklich begeistert und total froh, dass die mich nehmen wollen.“