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Verfall

Die vergessenen Bahnhöfe unserer Region

Vorpommern / Lesedauer: 3 min

Zu DDR-Zeiten waren sie echte Treffpunkte, heute sind sie verwaiste Ruinen. Gibt es für die alten Bahnhöfe in der Region keine Verwendung mehr? So wie die jetzigen Besitzer mit ihrem Eigentum umgehen, muss man davon ausgehen. Doch es gibt zumindest für einen Bahnhof ein klein wenig Hoffnung.
Veröffentlicht:02.01.2014, 08:16

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Es ist ein Jammer, was in den letzten 20 Jahren aus dem Ducherower Bahnhof geworden ist. Zu DDR-Zeiten war der Backsteinbau sozusagen Ducherows Tor in die große weite Welt. Es gab eine Gaststätte und Menschen, die da lebten und arbeiteten. Doch das ist schon lange vorbei. Fenster und Türen sind seit Jahren vernagelt. Wer um das Haus geht, spürt förmlich den Zerfall. Ausgerechnet jetzt will die Deutsche Bahn das Gebäude inklusive 1500 Quadratmeter großem Grundstück verkaufen. Der Preis ist Verhandlungssache. 

In den Jahren vorher hieß es vonseiten des Unternehmens immer, da gebe es noch Anlagen, die für den Bahnbetrieb wichtig seien, daher sei ein Verkauf der Immobilie noch nicht möglich. Doch nun, wo der ehemalige Ducherower Bahnhof nur noch eine bessere Ruine ist, da soll ein neuer Eigentümer gefunden werden.
Die Unternehmensstrategie der Deutschen Bahn, sich vor allem auf das zu konzentrieren, was auf den Gleisen passiert, ist vielen Land-Bahnhöfen gar nicht gut bekommen.

Ganz krasses Beispiel dafür ist der ehemalige Bahnhof von Borckenfriede zwischen Ducherow und Ferdinandshof. Das Dach des mehrstöckigen Gebäudes unweit der B 109 ist inzwischen an mehreren Stellen eingestürzt. Früher oder später stürzt das Mauerwerk in sich zusammen.

Selbst an Eisenbahnknotenpunkten wie Züssow wirkt das Bahnhofsgebäude wie eine Geisterkulisse. Schon seit einigen Jahren müht sich ein Makler von der Insel Rügen darum, für den eindrucksvollen Bau einen neuen Eigentümer zu finden. Von außen macht der Züssower Bahnhof auch einen ganz soliden Eindruck, doch das Innere des Gebäudes ist das ganze Gegenteil.  Die verwinkelten Räume haben schon seit etlichen Jahrzehnten keine Farbe gesehen. Selbst gestandene Handwerker schätzen den Sanierungsbedarf auf mindestens 150 000 Euro. Und das hat bisher alle Interessenten abgeschreckt. Offensichtlich wurde der Kaufpreis von bislang rund 40 000 Euro auf Verhandlungsbasis herabgestuft.

Die Bahnhöfe sind nur noch Spekulationsobjekte

Eine Vielzahl dieser Landstationen hatte die Bahn im Paket an einen britischen Immobilienfonds verkauft. Doch der sah seine Neuerwerbungen lediglich als Spekulationsobjekte und ließ sie weiter verkommen. Nun werden die Bahnhöfe nach und nach weitergereicht und suchen bei Immobilienauktionen neue Besitzer.

So auch der Klein Bünzower Bahnhof, der mittlerweile einer Immobilienfirma in Sachsen-Anhalt gehört. Das Unternehmen ging bisher sehr stiefmütterlich mit seinem Eigentum um: Vandalen haben freien Zugang, denn das Haus steht mittlerweile ohne verschlossene Türen da. Doch nun gibt es Hoffnung für das alte Gemäuer. Ein Interessent soll sich gemeldet haben, der den Klein Bünzower Bahnhof samt 6300 Quadratmeter großem Grundstück für 8900 Euro kaufen will. Allerdings bedarf die Absicht noch der realen Umsetzung.

So kann man hier noch Hoffnung haben, während diese für den Karlsburger Bahnhof an der Strecke zwischen Wolgast und Züssow bereits ganz abhanden gekommen ist: Vor nun schon 15 Jahren kaufte ein Berliner das kleine Bahnhofsgebäude, doch kümmerte er sich nicht darum. Mittlerweile ist der Bahnhof eine Ruine, die mit einem Zaun gesichert werden muss. Karlsburgs Bürgermeister Rolf Warkus ist ratlos, denn der Eigentümer ist nicht zu erreichen. Alle von ihm bekannten Telefonnummern sind abgeschaltet.