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Mysteriöse Pläne

Entsteht im Nordosten ein Endlager für Atommüll?

Vorpommern / Lesedauer: 2 min

Es geistern Pläne für ein Atommüll-Endlager im Nordosten durchs Netz. Auf den Skizzen ist ein riesiges Lager für Castor-Behälter zu sehen. Die Behörden wissen offiziell von nichts, haben den Verfasser aber bereits auf dem Kieker.
Veröffentlicht:21.06.2017, 17:12

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In der Gemeinde Karlsburg wird bald ein neuer Bürgermeister gewählt. Doch der Wahlkampf dreht sich diesmal nicht um Kita-Plätze oder Gemeindefeste. Kandidat Frederik Wolf hat da ein ganz anderes Thema aufgetan. Pläne für ein mögliches Atom-Endlager zwischen Karlsburg und Moeckow. „Das ist alles zugänglich, aber bisher hat niemand darüber gesprochen, niemand hat uns informiert“, sagt er.

Tatsächlich, ein Ingenieur aus dem Ruhrgebiet hat die Dokumente ins Internet gestellt. Volker Goebel präsentiert Entwürfe für ein unterirdisches Lager, in dem mehr als 2000 Castor-Güterwaggons mit Atommüll Platz finden sollen. Wolf fürchtet, dass die Suche nach einem Endlager in Deutschland vielleicht doch gar nicht so ergebnisoffen läuft.

Offizielle Auftraggeber?

Die Entwürfe sind gespickt mit offiziellen Logos von Landkreis und Regierung. An einer Stelle ist sogar die Rede vom Auftraggeber „Bundestag, Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“. Doch dort weißt man auf Nordkurier-Anfrage jede Verantwortung von sich.

+++ Hier finden Sie eine Chronologie der Endlager-Suche +++

Auch beim Landkreis kann man mit den Entwürfen wenig anfangen. „Vor einigen Jahren wurde dieser Bereich untersucht, um eine Einlagerung von Erdgas zu prüfen. In dem Zusammenhang gab es wohl auch Untersuchungen mit Blick auf ein mögliches Endlager“, sagt Pressesprecher Achim Froitzheim. Aber auch er sagt: Konkrete Pläne oder gar Aufträge an ein Ingenieurbüro seien nicht bekannt.

Rechtliche Schritte werden geprüft

Im Landesministerium für Energie wird man dann deutlicher. Das alles seien private Planungen, ohne jeden offiziellen Charakter. Weder beauftragt noch angeregt oder unterstützt durch die Landesregierung. „Herr Goebel propagiert seit Jahren von ihm konzipierte Pläne für die Konstruktion eines Atommüll-Endlagers. Er führt in seinen Unterlagen eine Vielzahl von Bundes-, Landes- und kommunalen Behörden ohne deren Wissen und ohne deren Zustimmung als Projektpartner auf“, so Ministeriumssprecherin Renate Gundlach.

Man habe den Mann bereits wiederholt aufgefordert, dies zu unterlassen und ihm mitgeteilt, dass es keine Beteiligung an seinen Aktivitäten geben wird. Rechtliche Schritte würden geprüft.

Goebel selbst räumt auf Nordkurier-Nachfrage ein, auf eigene Initiative und Rechnung zu handeln. Die Dokumente seien vielmehr als Bewerbung um einen Auftrag zu verstehen. Doch als Hirngespinste will er seine Arbeit nun wahrlich nicht verstanden wissen – er stehe im regen Kontakt mit Abgeordneten des Bundestages und des Europaparlaments.