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Gekommen, um zu verlieren

Neetzow / Lesedauer: 3 min

Vorpommern schläft nicht! Rund um die Uhr sind die Menschen auf den Beinen – und wir bleiben 24 Stunden wach, um sie für jeweils eine Stunde zu ...
Veröffentlicht:17.05.2013, 02:39

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Vorpommern schläft nicht! Rund um die Uhr sind die Menschen auf den Beinen – und wir bleiben 24 Stunden wach, um sie für jeweils eine Stunde zu begleiten.
Von 20 bis 21 Uhr ist unser Redaktionsmitglied Denny Kleindienst beim Tischtennis-Turnier gewesen. Das Geräusch der hin und her gespielten Bälle hat er immer noch im Ohr.

Neetzow.Es muss ja nicht immer Fußball sein. Wer mit dem Rasensport nichts anfangen kann, hat noch ein paar andere Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen. Zum Beispiel beim Tischtennis. Wer das für keinen richtigen Sport hält, der ist Montagabends noch nie in der Neetzower Turnhalle gewesen. Dann trainieren die Tischtennisspieler des LSV.
An diesem Montag geht es um mehr. Die Mannschaft des TTSV Anklam ist zum Wettkampf angereist. Beide Teams spielen in der Kreisklasse, der untersten Liga beim Tischtennis. Das tut der Motivation aber keinen Abbruch. Trotz frischer Temperaturen in der ungeheizten Halle haben alle ihre kurzen Trikots an. Der Name ihres Vereins steht auf dem Rücken. Die vier Tischtennisplatten im Raum werden gleichzeitig bespielt. Und dem Zuschauer wird eines schnell klar: Tischtennis hat einen eigenen Klang. Die kleinen Kunststoffbälle, die im Sekundentakt die Seiten der Tischtennisplatten wechseln, machen ein unvergleichliches Geräusch. Die Klangkulisse in der Halle wird von den quietschenden Schuhen der Spieler ergänzt. Beim Tischtennis ist eben auch Beinarbeit angesagt. Blieben die Spieler stehen, würde ihnen der Ball nur so um die Ohren fliegen.
Die beiden Mannschaften treten zunächst im Doppel gegeneinander an, mit zwei Spielern auf jeder Seite. Dann geht es im Eins gegen Eins weiter. Eines der Anklamer Doppel besteht aus Matthes Rudnick und Heinz Haasch. Der eine ist elf, der andere 73 Jahre alt. Sie sind Enkel und Großvater. „Und ein gutes Team“, wie Matthes Rudnick sagt. Abwechselnd treten sie an die Platte heran, spielen den Ball auf die gegnerische Seite und treten wieder zurück. Dann hat der andere genug Platz den nächsten Ball anzunehmen. In den Einzelspielen wird der Elfjährige von seinem Großvater angefeuert. „Nicht überdrehen. Ruhig bleiben“, ruft der ihm aus dem Hintergrund zu.
Auch beim LSV gibt es eine Familienbande. Die Dettmanns sind an diesem Montag mit Großvater, Mutter und Sohn vertreten. Doreen Dettmann spielt Tischtennis, um Bewegung zu haben. Sonst gibt es dafür nicht so viele Möglichkeiten auf dem Dorf, sagt sie. „Ich verliere hier jede Woche. Trotzdem überwiegt das Positive.“ Ihr Sohn Ron schreit laut auf, wenn er an einen Ball nicht mehr rankommt. Ihm gefällt, dass man „beim Tischtennis auf sich allein gestellt ist.“ Das sei eine schöne Abwechslung zum Fußball, den er auch spielt.
Der sportliche Ehrgeiz, mit dem in Neetzow Tischtennis gespielt wird, ist unübersehbar: Da sind die konzentrierten Blicke auf den Ball und die angespannte Körperhaltung, um nach dem nächsten Schlag des Gegners zu hechten. Ebenso wichtig ist aber der Spaß am Spiel. Das zeigt sich einerseits daran, dass der LSV im zweiten Jahr in Folge nicht aufsteigen will. Trotz des ersten Platzes in der Liga.
Der zweite Beleg dafür ist, dass es gar keinen Schiedsrichter bei dem Wettkampf gibt. Im Hin- und Rückspiel zählt mal der Spieler der einen und mal der Spieler der anderen Mannschaft die Punkte. Um 21 Uhr ist der Wettkampf zu Ende. Bis zur nächsten Woche, dann wird wieder fleißig trainiert.

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