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Hitzige Debatte und Eklat bei Arndt-Forum in Greifswald

Greifswald / Lesedauer: 3 min

Das Bürger-Forum über den umstrittenen Namenspatron der Uni Greifswald, Ernst Moritz Arndt, sollte Gräben zuschütten. Das ist misslungen. Die Senatsvorsitzende entzog dem ehemaligen Rektor das Wort.
Veröffentlicht:21.04.2017, 19:47
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In einer von der Universität Greifswald initiierten Debatte über ihren umstrittenen Namenspatron Ernst Moritz Arndt (1769-1860) haben sich Befürworter und Gegner am Freitag einen hitzigen Schlagabtausch geliefert. Der Senat der Universität hatte zu dem Bürger-Dialog eingeladen, nachdem es heftige Kritik in der Bevölkerung an einer ersten Uni-Entscheidung gab, sich vom Namen zu trennen.

Bei der Diskussion gehe es nicht darum, Arndts Aussagen in Frage zu stellen, sondern allein darum, ob seine Bedeutung heute noch so groß sei, ihn als Namenspatron der Universität zu behalten, sagte der Zoologie-Professor Jan-Peter Hildebrandt im voll besetzten Hörsaal vor rund 500 Bürgern und Uni-Angehörigen.

Ablegung des Namens war wegen formaler Mängel nicht anerkannt worden

Arndt-Befürworter forderten, die Bevölkerung stärker in die Entscheidung einzubinden. Neben der juristischen Eigentumsbefugnis, die allein beim Uni-Senat liege, gebe es auch eine politische Verfügungsbefügnis, sagte der CDU-Bundestagskandidat und Uni-Absolvent Philipp Amthor. Wie eine Sprecherin der Bürgerinitiative "Ernst Moritz Arndt bleibt" sagte, haben sich bislang 700 Universitäts-Angehörige für eine Befragung zum Uni-Namen ausgesprochen.

Der Senat der Uni hatte im Januar die Ablegung des Namens mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit beschlossen. Der Beschluss war später vom Bildungsministerium wegen formaler Mängel nicht anerkannt worden. Der in Pommern geborene Arndt, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und Kämpfer für ein einheitliches Deutschland, ist wegen nationalistischer und antisemitischer Äußerungen umstritten. Der Name war der Universität 1933 zuerkannt worden.  

Die Senatsvorsitzende Maria-Theresa Schafmeister hatte zuvor eine sachliche Diskussion angemahnt und darum gebeten, persönliche Angriffe zu unterlassen. Redner beider Lager betonten, mit der Debatte Gräben zuschütten zu wollen. Dennoch wurden Redebeiträge von Uni-Angehörigen, die sich vom Namen des umstrittenen Publizisten und Theologen trennen wollen, teils mit höhnischem Gelächter begleitet.

Forum hat keine rechtliche Bindung

Als der ehemalige Rektor Jürgen Kohler einem studentischen Senator, der für die Ablegung des Namens gestimmt hatte, als Betrüger bezeichnete, entzog ihm die Senatsvorsitzende Schafmeister das Wort. Kohler wurde von den Arndt-Befürwortern mit rhythmischem Klatschen unterstützt.

Heftige Kritik erntete der Paläoökologe Hans Joosten, der sich von Arndt als Namenspatron der Uni distanzierte. "Wir erleben aktuell eine Welle des Nationalismus. Wenn die AfD mit dem Slogan 'Das ist unser Ernst' wirbt, will ich ihn nicht haben", sagte Joosten und stieß damit auf lauten Widerstand. 

Rechtlich hat das Forum keine Bindung, wie der Jura-Professor Heinrich Lang betonte. Zu entscheiden habe allein der Senat. Nach Angaben eines Uni-Sprechers will der Senat nach den Hinweisen aus dem Bildungsministerium zunächst über Änderungssatzungen die Grundordnung der Uni rechtskonform gestalten. Ob es im Senat zu einer erneuten Abstimmung über den Uni-Namen kommt, ist offen. Bislang gibt es dazu keinen Antrag.