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Dialyse-Patienten

Mein Leben mit der Maschine

Anklam / Lesedauer: 4 min

Sie hat nur noch eine Niere, und die schafft es nicht mehr allein. Deswegen muss Doris Pflugbeil zur Dialyse. Doch Doris Pflugbeil gibt nicht auf, denn sie hat einen Traum: Sie will endlich mal wieder in den Urlaub fahren.
Veröffentlicht:15.11.2013, 17:21

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70 Liter Blut von Doris Pflugbeil wäscht die Maschine bei einem Durchlauf. 70 Liter? Ein Mensch hat doch wesentlich weniger Blut, nur etwa fünf bis sechs Liter. Doch die 61-Jährige ist rund vier Stunden an einer Dialysemaschine angeschlossen. Jeder Tropfen Blut zirkuliert in der Zeit mindestens elfmal durch den Apparat. Dienstags, donnerstags und samstags muss Doris Pflugbeil zur Blutwäsche in das neue Dialysezentrum von Diaverum und dem Ameos-Klinikum Anklam. Seit Anfang Oktober stehen hier
20 Plätze für eine wohnortnahe Dialyse bereit.

Doris Pflugbeil hat freilich nicht damit gerechnet, dass ihr Leben solche Bahnen einschlägt. Eigentlich hatte die Anklamerin geplant, nach ihrem langen Arbeitsleben noch etwas zu erleben. „Zusammen mit meinem Mann hatte ich vor, das Rentnerdasein zu genießen und zu verreisen. Doch dann kam der Schock“, sagt die Frau traurig. Wie auch bei anderen Menschen war es der Krebs, der ihr einen Strich durch die Pläne machte. Bei einer Untersuchung hieß die Diagnose: Nierentumor. Zum Glück fanden die Ärzte keine weiteren Krebsgeschwüre in ihrem Körper. Eine Niere musste raus, die andere blieb. Doch die schafft es nicht mehr alleine. Daher ist die 61-jährige seit 2011 Dialyse-Patientin. Jetzt hängt ihr Leben von der Blutwäsche ab.

Mit etwas Glück kommt sie auf eine Spenderliste. Die Chance besteht, dass sie eine Niere bekommt. Deswegen hat Doris Pflugbeil ihr Ziel noch nicht aus den Augen verloren. Das und die Unterstützung ihrer Familie machen sie stark. „Deutschland hat so schöne Ecken“, sagt sie schwärmerisch und verreist bereits in Gedanken. Wenn sie jetzt mal Verwandte in einer anderen Stadt besuchen will, muss sie sich vorher bei den dortigen Dialysezentren anmelden. Doch die sind sehr begehrt. Pflugbeil meint: „Meine Lebensqualität ist durch die fehlende Niere stark eingeschränkt.“ Jetzt bestimmen die Dialyse-Termine ihr Leben.

Dreimal die Woche zur Dialyse

Ein typischer Tag für Doris Pflugbeil im Dialysezentrum sieht folgendermaßen aus. Wenn sie morgens um 7 Uhr am Dialysezentrum ankommt, muss sie sich zuerst wiegen. Die Anklamerin legt sich in ihr „Stammbett“, dann messen die Schwestern ihren Blutdruck. Ein Arzt rechnet aus, wie viel Flüssigkeit ihrem Körper entzogen werden muss, stellt die Maschine ein und schließt sie mit zwei unangenehmen Stichen in den Arm daran an. Die dicke Nadel verursacht schon mal blaue Flecken. In den nächsten vier Stunden wird ihr Blut gereinigt. Doris Pflugbeil nutzt die Zeit zum Reden mit den anderen Patienten, zum Lesen oder Fernsehen. Die Schwestern haben während der gesamten Zeit alles im Blick. Jede Stunde kontrollieren sie den Blutdruck der Patienten.

Nach der Dialyse drückt die Patientin die zwei Stellen im Arm, durch die das Blut per Schlauch in die Maschine und zurück in ihren Körper kommt, einzeln bis zu 30 Minuten lang ab. Das Blut würde sonst einfach aus dem Arm schießen, so stark ist der Blutdruck. Anschließend wiegt sich die Frau erneut, um zu kontrollieren, ob genug Flüssigkeit aus ihrem Körper gezogen wurde. Die Waage bestätigt, dass sie es geschafft hat. Erst gegen 12 Uhr verlässt sie dann das Dialysezentrum. „Hinterher bin ich ganz schön fertig und lege mich noch ein, zwei Stunden schlafen“, sagt Doris Pflugbeil. Sie hat sich bewusst für den frühen Termin entschieden, damit sie noch was vom Tag hat. Damit sie noch weiterleben kann, muss Doris Pflugbeil dreimal die Woche zur Dialyse. Ihren Traum vom Verreisen gibt sie aber nicht auf – und hofft, dass er sich bald erfüllt.