Umweltkatastrophe
Nach Anklamer Fischsterben kommen drei Männer vor Gericht
Anklam / Lesedauer: 2 min
Gut zwei Jahre nach dem Fischsterben bei Anklam hat das Amtsgericht Pasewalk den ersten Prozess in dem Zusammenhang anberaumt. Vom 2. November an sollen sich drei Männer aus dem Bioethanolwerk von Anklam wegen Verdachts der fahrlässigen Gewässerverunreinigung verantworten, wie ein Sprecher des Amtsgerichts sagte. Sie sollen laut Anklage dafür verantwortlich sein, dass Ende August 2015 mehr als 112.000 Liter Ethanol über ein Rohrsystem der Zuckerfabrik in die Peene geflossen waren, was zu einem großen Fischsterben führte.
Die Zuckerfabrik, zu der das Bioethanolwerk gehört, entschuldigte sich später für den Vorfall. Die Betreiberin einer Kanustation an der Peene hatte die toten Fische bemerkt und die Behörden alarmiert.
Tausende Fische an Alkoholvergiftung verendet
Nach Angaben des Schweriner Umweltministeriums waren damals 4,4 Tonnen tote Fische geborgen worden, die an Alkoholvergiftung verendet waren. Durch die hohe Dosis Ethanol und den langen Zeitraum sollen sogar 18 Tonnen Fisch verendet sein. Landesumweltminister Till Backhaus (SPD), der sich vor Ort selbst ein Bild gemacht hatte, sah die Umwelt durch den Vorfall „nicht nachhaltig geschädigt”.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 35 Jahre alten damaligen Produktionsleiter und zwei Mitarbeitern vor, nicht die nötige Sorgfalt bei Inspektionsarbeiten aufgebracht zu haben. Es habe damals eine Wartung an Sicherheitsventilen gegeben. Im Prozess soll nun geklärt werden, wer für welche Arbeiten genau zuständig war. Auf fahrlässige Gewässerverunreinigung steht nach Angaben des Gerichtssprechers Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren.
Urteil soll Ende November fallen
Für den Prozess sind mindestens drei Verhandlungstage geplant. 14 Zeugen sind bisher geladen. Ein Urteil soll frühestens am 20. November fallen.
Inzwischen läuft das touristische Geschäft an der Peene wieder. Die Natur habe das Ethanol abgebaut, sagte ein Sprecher des Landkreises am Mittwoch. Die Zuckerfabrik hat einen Umweltbeirat eingerichtet, der solchen Vorfällen vorbeugen soll. Landkreis und Kanubetreiberin wollen unabhängig vom Ausgang des Prozesses nach aktuellem Stand keinen Antrag auf zivilen Schadenersatz stellen. In der Zuckerfabrik hat zu Wochenbeginn gerade wieder die Zuckerrüben-Kampagne begonnen.