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Nach Schießerei

Angst vor neuem Attentat in Paris wächst

Paris / Lesedauer: 3 min

Mit neuem Foto fahndet die Polizei nach einem Mann, der für Überfälle auf Medienhäuser verantwortlich sein soll. Trotz intensiver Suche geht er nicht ins Netz. Eine erste Erfolgsmeldung entpuppt sich als falsch.
Veröffentlicht:20.11.2013, 07:31
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Ein Rachefeldzug? Vielleicht wegen Berichterstattung, die dem Täter ungerecht oder falsch erschien? Die Taten eines psychisch kranken Mannes, der einfach nur Aufmerksamkeit will? Oder doch politisch motivierte Attentate? In Frankreich wird über das Motiv für die brutalen Überfälle auf zwei Pariser Medienhäuser gerätselt.

Bis zum Dienstagabend konnte die Polizei den flüchtigen Täter nicht fassen. Die Ermittler fürchten nun, dass der unbekannte Mann noch einmal zuschlagen könnte. Wo und wann dies der Fall sein könnte, gilt jedoch als völlig unklar.

Täter wirkt ruhig und entschlossen

Anlass zu Sorge geben der Polizei vor allem die Aussagen der Zeugen der beiden ersten Überfälle. Sie berichten von einem ruhig und entschlossen wirkenden Mann, der genau zu wissen scheint, was er tut.

So war der Täter am Montag ins Foyer der linksliberalen Zeitung „Libération“ eingedrungen und hatte sofort geschossen. Dabei verletzte er einen Fotoassistenten schwer. Der 23-Jährige erwachte nach Angaben der „Libération“ am Dienstag aus dem Koma, ist aber weiter in intensiver Behandlung.

Mehr Glück hatte der BFMTV-Chefredakteur Philippe Antoine, der am Freitag im Redaktionsgebäude seines Senders von dem Täter bedroht worden war. Der Mann habe mit präzisen Bewegungen, ganz ohne Panik gehandelt, berichtete er. Der Täter bedrohte ihn zwar mit seiner Pumpgun, drückte aber nicht ab. Erst nach dem blutigen Überfall am Montag habe er wirklich realisiert, welch großes Glück er gehabt habe, berichtete der Journalist. Das nächste Mal sei er dran, habe der Attentäter vor seiner Flucht gedroht.

DNA-Spuren gefunden

Bei der Fahndung nach dem mysteriösen Unbekannten hofft die Polizei weiter auf Hinweise aus der Bevölkerung. Die Ermittler veröffentlichten am Dienstag ein weiteres Bild des unbekannten Mannes. Es zeigt ihn wesentlich deutlicher als die zuvor publizierten. Auch eine an den Tatorten entdeckte DNA-Spur konnte zur Fahndung eingesetzt werden.

Mehrere Menschen wurden überprüft oder kurzzeitig festgenommen. Erste Meldungen über eine Festnahme des Attentäters entpuppten sich als falsch. Zum möglichen Motiv des Täters gab es weiterhin keine Hinweise.

„Diese Person ist zweifelsohne äußerst gefährlich“

Der Gesuchte, ein 35 bis 45 Jahre alter Mann europäischen Typs, steht auch unter dringendem Tatverdacht, nach dem Überfall auf das Verlagsgebäude der „Libération“ ein Auto gekapert zu haben, um sich von dem Fahrer aus dem Geschäftsviertel La Défense in die Innenstadt bringen zu lassen. In La Défense soll der Mann mehrfach vor dem Hochhaus der französischen Großbank Société Générale um sich geschossen haben – allerdings ohne jemanden zu verletzen.

„Diese Person ist zweifelsohne äußerst gefährlich. Das ist niemand, der in Panik gerät, aufgibt oder sich versteckt“, kommentierte der Kriminalpsychologe Jean-Pierre Bouchard in einem Interview des Radiosenders France Info. Der Experte vermutet, dass eine „persönliche Geschichte“ hinter den Taten des Mannes stecken könnte.