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Prostitutions-Museum

Hinter den dunkelroten Vorhängen von Amsterdam

Amsterdam / Lesedauer: 2 min

Das Rotlichtviertel der niederländischen Metropole ist weltberühmt. Prostituierte bieten ihre Dienste in Schaufenstern an. Doch wie es dahinter aussieht, war für Neugierige bisher tabu. Jetzt enthüllt ein neues Museum Geheimnisse.
Veröffentlicht:07.02.2014, 13:45
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Viel Rot, Gold, Plüsch und mitten drin liegt ein Gebiss. Zwei japanische Frauen stehen ratlos kichernd vor einer Vitrine. Das ist wohl das Allerletzte, das sie in einem Bordell vermuten würden. „Das hat ein Freier hier vergessen“, sagt Jan-Dick Heijs, einer der Initiatoren des neuesten Amsterdamer Museums: „Red Light Secrets“ – das erste Prostitutions-Museum der Niederlande. Besucher können in einem ehemaligen Bordell mitten im weltberühmten Rotlichtviertel, den „Wallen“, hinter die roten Vorhänge schauen. Das Museum wird von der Stadt unterstützt.
Jedes Jahr schlendern Millionen Touristen aus dem In- und Ausland durch die kleinen Gassen und Grachten im ältesten Teil der Stadt vorbei an den Hunderten Schaufenstern. Im grellen roten Neonlicht sitzen dort Tag und Nacht spärlich bekleidete Frauen auf Barhockern und bieten ihre Dienste an. Doch was sich hinter den roten Vorhängen abspielt, wissen höchstens die Kunden. Fundstücke werden im Museum ausgestellt: Ein Geldbeutel, eine goldene Kette mit einem Kreuz und – eine Unterhose. Das Museum will nach eigenen Angaben die Neugier befriedigen, aber auch informieren.

Ganz normaler Beruf oder ausbeuterisches Milieu?

Verborgen hinter einem Vorhang liegen die Arbeitsräume. Das Standardzimmer: schmuddelig und voll gekachelt, eine schmale Pritsche, darauf ein fahles gelbes Handtuch und ein großer Plüschteddy. Gemeinsam mit Interessensverbänden der Sex-Arbeiterinnen wurden die Zimmer eingerichtet: Haarspray, Küchentücher und Kondome.
Rund 150 Euro Miete muss eine Prostituierte für so ein Kämmerchen bezahlen, für sechs Stunden täglich. Zwischen 30 bis 50 Euro kann sie pro Kunde verdienen, lernt der Besucher an einem Computer. „Wir wollen zeigen, dass Prostituierte ein normaler Beruf ist“, sagt der Direktor des Museums, Melcher de Wind. Doch die Realität sieht oft anders aus. Nach Schätzungen der Stadt werden viele der rund 1000 Frauen zur Arbeit auf den „Wallen“ gezwungen, sind Opfer von Frauenhandel und Gewalt.
Richtig ungemütlich ist es im „Konfrontationsraum“. Auf einem Barhocker sitzt man vor einem großen Videoschirm und sieht Hunderte Männer ganz nah vorbeilaufen. Sie glotzen, lachen, fotografieren. „Wir wollen nicht sensationslüstern sein, keine falsche Romantik, aber auch niemanden verurteilen“, sagt der Direktor.