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Bei UN-Friedensmission

Hubschrauber der Bundeswehr in Mali abgestürzt

Berlin / Lesedauer: 3 min

Der UN-Einsatz in Mali gilt lange schon als gefährlichster Einsatz der Bundeswehr. Bislang blieben deutsche Soldaten aber verschont. Nun ist ein Hubschrauber über Kampfgebiet abgestürzt.
Veröffentlicht:26.07.2017, 18:00
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Ein Hubschrauber der Bundeswehr mit zwei deutschen Piloten ist in Mali abgestürzt. Das bestätigte am Mittwoch der Sprecher der UN-Friedensmission in Mali, Ahmad Makaila. Nähere Angaben zu möglichen Todesopfern oder zur Unfallursache waren zunächst nicht bekannt. Weder das Einsatzführungskommando noch das Verteidigungsministerium machten zunächst Angaben zu dem Unglück. Zuletzt waren im September 2015 deutsche Soldaten im Auslandseinsatz in Afghanistan ums Leben gekommen.

Der Hubschrauber stürzte bei der Beobachtung von Kampfhandlungen am Boden ab, sagte ein Sprecher des UN-Generalsekretärs in New York. Rettungskräfte seien zur Unfallstelle geschickt worden. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wurde von dem Unglück auf ihrer Sommerreise im oberbayerischen Pöcking unterrichtet. Ein Sprecher der Bundeswehr sprach dort zunächst von einem „ernsten Zwischenfall in einem Einsatzland”. Die Aufklärung dauere noch, weshalb man sich noch nicht zu Details äußern könne, hieß es am Mittwochabend.

Ehemalige Rebellenhochburg

Die Mission Minusma der Vereinten Nationen (UN) soll zur Stabilisierung Malis und zur Umsetzung eines Friedensabkommens beitragen. Nach Angaben der Bundeswehr umfasst sie derzeit rund 13.000 Blauhelm-Soldaten und knapp 2000 Polizisten. Die Bundeswehr kann sich mit bis zu 1000 Soldaten an dem Einsatz beteiligen, das Mandat erlaubt auch den Einsatz von Waffen. An der Mission beteiligen sich derzeit 875 Bundeswehr-Soldaten. Die Truppe ist in der ehemaligen Rebellenhochburg Gao stationiert.

Der Norden Malis war 2012 vorübergehend in die Hände islamistischer Extremisten und anderer Rebellengruppen gefallen, sie konnten aber nach einer Intervention französischer Streitkräfte zurückgedrängt werden. Die Mission Minusma gilt nach wie vor als derzeit gefährlichster Einsatz der Bundeswehr.

Gruppierungen wie Al-Kaida terrorisieren den Norden Malis schon lange. Extremisten greifen dort immer wieder UN-Friedenstruppen und malische Streitkräfte an. Es kommt aber auch zu Anschlägen im Zentrum und Süden, etwa im November 2015, als Terroristen das Radisson-Hotel in Bamako angriffen und rund 20 Menschen töteten.

Hubschrauberabsturz im März

Bei einem Hubschrauberabsturz im Norden Malis im März waren zwei niederländische Blauhelmsoldaten ums Leben gekommen. Die Besatzung habe aus unbekannten Gründen nahe der Stadt Gao eine Notlandung versucht, dabei sei der Hubschrauber abgestürzt.

Vier Tiger-Kampfhubschrauber der Bundeswehr sind in Mali im Einsatz, sie waren im Frühjahr im nordhessischen Fritzlar für den Einsatz in Westafrika verladen worden. Außerdem sind vier NH90-Transporthubschrauber im Einsatz, um etwa Verwundete auszufliegen.

Probleme mit dem Tiger

Mit dem Tiger gab es immer wieder Probleme. Zuletzt fehlten Piloten, um das Gerät zu fliegen. Der „Expertiseverlust” werde zunehmend zu einem „flugsicherheitsrelevanten Thema”, hieß es im Juni in einem internen Bericht des Kommandos Heer, aus dem der „Spiegel” zitiert hatte. Eine Handvoll Piloten werde für alle Übungs- und Schießvorhaben sowie Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen herangezogen. Sie würden der hohen zeitlichen Belastung nicht mehr standhalten, hieß es in dem Bericht.

Bedenken gab es auch wegen der Einsatzbereitschaft der Hubschrauber in der westafrikanischen Hitze. Der Inspekteur des Heeres hatte eine Ausnahmegenehmigung für den Flug unter hohen Temperaturen erteilt, bevor sie am 1. Mai einsatzbereit gemeldet wurden. Zunächst galt eine maximale Temperaturobergrenze von 43,26 Grad Celsius für den Start der Hubschrauber. Dieser Maximalwert, der sich je nach Luftdruck und Flughöhe berechnet, wurde für den Einsatz in Mali um fünf Grad angehoben.