StartseitePanoramaVater des Germanwings-Copiloten bezweifelt Suizid

Absturz vor zwei Jahren

Vater des Germanwings-Copiloten bezweifelt Suizid

Berlin / Lesedauer: 3 min

Die Familie des Germanwings-Copiloten Andreas Lubitz sieht sich zwei Jahre nach dem Absturz in einer speziellen Trauersitation. An eine Selbsttötung als Ursache des Unglücks glaubt der Vater des Copiloten nicht. In Haltern gab es derweil eine bewegende Gedenkfeier.
Veröffentlicht:24.03.2017, 11:47
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Der Copilot der abgestürzten Germanwings-Maschine, Andreas Lubitz, hat nach Angaben seines Vaters zum Zeitpunkt des Absturzes nicht an einer Depression gelitten. Dies sagte Günter Lubitz am Freitag in Berlin. Kein Arzt oder Therapeut habe damals Suizidgedanken bei seinem Sohn festgestellt, es habe auch keine Hinweise auf ein „fremdaggressives Verhalten” vorgelegen, sagte er.

Günter Lubitz sagte weiter, die Familie müsse damit leben, dass der Sohn als „depressiver Massenmörder” dargestellt werde und dass er als „dauerdepressiv” gelte. Er habe seine Depression im Jahr 2009 aber überwunden. Die festgestellten Arztbesuche 2014 und 2015 seien ausschließlich wegen seines Augenleidens nötig gewesen.

Er habe seinen Sohn in den Jahren vor dem Absturz als „lebensbejahenden, verantwortungsvollen” Menschen erlebt. „Unser Sohn war zum Zeitpunkt des Absturzes nicht depressiv.”

Lubitz rechtfertigte den Zeitpunkt der Pressekonferenz auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Crash. Die Reaktionen wären die gleichen gewesen, „egal welchen Tag wir gewählt hätten”. Der Familie sei es darum gegangen, Gehör zu bekommen. „Wie alle anderen Angehörigen sind wir auf der Suche nach der Wahrheit.” Sein Sohn habe zum Zeitpunkt des Absturzes nicht an Depressionen gelitten. Der Flugunfallexperte Tim van Beveren sagte zum Flugzeugabsturz: „Wir haben alle Vermutungen. Aber Vermutungen sind keine Beweise.”

Bewegende Gedenkfeier für Germanwings-Opfer in Haltern

Mit fünf Schweigeminuten zur Absturzzeit hat Haltern der Opfer des Germanwings-Absturzes in den französischen Alpen gedacht. Die Stadt im nördlichen Ruhrgebiet war schwer getroffen. 18 Angehörige eines Gymnasiums saßen in der Todesmaschine. Um 10.41 Uhr läuteten die Totenglocken aller Kirchen der Stadt. An der Feier nahmen alle rund 1200 Schüler, 100 Lehrer sowie etwa weitere 300 Bürger teil. Auch die Eltern von vier Opfern sowie weitere Angehörige waren gekommen.

„Wir haben sie nicht vergessen und wir werden sie nicht vergessen”, sagte Schulleiter Ulrich Wessel. „Die Erinnerung hat einen festen Platz an unserer Schule.” Bürgermeister Bodo Klimpel (CDU) sagte: „Wir werden sie in unseren Herzen lebendig halten.”

Der Copilot Andreas Lubitz (27) brachte am 24. März 2015 den Airbus A320 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf nach Erkenntnis der französischen Ermittler absichtlich zum Absturz in Südfrankreich. Alle 150 Menschen an Bord starben. Zuvor hatte er den Flugkapitän aus dem Cockpit ausgesperrt.

Experten weisen Vorwürfe zurück

Die deutschen Flugunfallexperten der BFU halten auch nach Kritik weiterhin an der offiziellen Ursache des Germanwings-Unglücks 2015 fest. Es gebe keine Zweifel am Abschlussbericht der französischen Behörden, sagte ein Sprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig. Demnach hat Copilot Andreas Lubitz den Jet absichtlich gegen ein Felsmassiv gesteuert.

Die Braunschweiger Behörde war ebenso an der Untersuchung beteiligt gewesen wie Unfalluntersucher aus Spanien, Großbritannien und den USA. Außerdem waren technische Berater der europäischen Luftsicherheitsagentur EASA sowie flugmedizinische Experten aus mehreren Ländern im Einsatz.

Wörtlich erklärte der Sprecher am Freitag: "Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung weist die gegen die BFU und den akkreditierten Unfalluntersucher (...) erhobenen Vorwürfe zurück." Alle Angehörigen seien im Laufe des Untersuchungsverfahrens mehrfach über den Stand der Untersuchung informiert und auch einzelne Fragen seien beantwortet worden. "Aus der Sicht der Sicherheitsuntersuchung bestehen auch keine Zweifel an der Handlungsfähigkeit des Copiloten, als er alleine im Cockpit war", so der Behördensprecher.

Wie im Abschlussbericht dargestellt, seit aber letztlich eine klare psychiatrische Diagnose nicht möglich gewesen. Durch Verweise auf das Zeugnisverweigerungsrecht und auf die ärztliche Schweigepflicht konnten Sachverständige der Untersuchungsbehörden keine detaillierte psychiatrische Diagnose bestimmen. Prinzipiell beteilige sich die BFU nicht an Spekulationen und der Vertretung bestimmter
Interessen. Untersuchungen durch die Sicherheitsuntersuchungsbehörden dienten lediglich dem Zweck, dass sich Unglücke nicht wiederholten.