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Die wichtigsten Fragen und Antworten

Was ist bei uns von der Sonnenfinsternis zu sehen?

Neubrandenburg / Lesedauer: 5 min

Freitag kann es am Vormittag plötzlich düster in Deutschland werden: Eine Sonnenfinsternis ist der Grund. Über dem Nordatlantik wird es sogar komplett dunkel. Am Himmel über MV wird die Sonne immer noch zu etwa drei Vierteln bedeckt sein. Alle Hintergründe zu dem Spektakel.
Veröffentlicht:19.03.2015, 12:02
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Schwarze Sonne über dem Atlantik: Freitag ereignet sich eine totale Sonnenfinsternis, bei der die Sonne von Europa aus noch zu großen Teilen bedeckt wird. Auch für Himmelsgucker in Deutschland ergibt sich ein lohnender Anblick, wolkenfreien Himmel vorausgesetzt. Ohne geeigneten Augenschutz sollte jedoch niemand das Spektakel beobachten. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Was ist zu sehen?

Am Vormittag des 20. März schiebt sich der Neumond vor die Sonnenscheibe und verdunkelt sie. Es kommt zu einer totalen Sonnenfinsternis. Komplett finster wird es allerdings nur in einem etwa 400 Kilometer schmalen Streifen auf dem Nordatlantik. In Europa, Nordafrika, dem Mittleren Osten, dem westlichen Asien und auf Grönland ist das Ereignis als sogenannte Teilfinsternis zu sehen, bei der die Sonnenscheibe unterschiedlich stark vom Mond bedeckt wird.

Wie sehr verdunkelt sich die Sonne über Deutschland?

Von Deutschland aus gesehen werden immerhin etwa zwei Drittel bis vier Fünftel der Sonne vom Mond verdeckt – je nach Standort. Die größte Bedeckung gibt es in List auf Sylt mit etwa 83 Prozent. Im östlichen Mecklenburg-Vorpommern werden noch etwa 77 Prozent bedeckt sein. In München sind dann nur noch 68 Prozent der Sonnenscheibe verdeckt.

Wann beginnt das Himmelsschauspiel und wie lange dauert es?

Je nach Standort in Deutschland beginnt der Mond gegen 9.30 Uhr, die Sonnenscheibe anzuknabbern. Eine gute Stunde später, kurz nach 10.40 Uhr, ist über Mecklenburg-Vorpommern die größte Bedeckung erreicht - im Treptower Tollensewinkel haben Schaulustige zum Beispiel gegen 10.45 Uhr die besten Chancen auf dunkle Aussichten. Gegen 12 Uhr ist das Spektakel vorbei.

Wird es dabei dunkel?

Die Teilbedeckung über Deutschland führt nicht zu einer stärkeren Abschattung auf der Erde als etwa eine dichtere Bewölkung. Eine Bedeckung von weniger als 50 Prozent der Sonnenscheibe nimmt der Mensch in der Regel überhaupt nicht wahr. Erst ab etwa 90 Prozent Bedeckung ist die Abschattung auch von unaufmerksamen Beobachtern nicht mehr zu übersehen.

Wie kann ich die „Sofi“ beobachten?

Augenärzte und andere Experten warnen eindringlich davor, mit ungeschützten Augen direkt in die Sonne zu schauen: Bei einer Sonnenfinsternis drohen bleibende Augenschäden bis zur Erblindung. Auch Sonnenbrillen sind kein geeigneter Schutz. Diesen bieten spezielle „Sofi“-Brillen, die es für ein paar Euro im Fachhandel gibt.

Die sicherste Methode ist die Projektion – etwa mit Hilfe eines Feldstechers (aber Achtung: niemals mit den Augen durch den Feldstecher in die Sonne schauen!) oder durch eine simple Lochkamera: einfach ein kleines Loch in eine Pappe stechen und das Bild der Sonne daraus in den Schatten projizieren. Allerdings ist das Abbild der Sonne aus einer Lochkamera recht klein, wenn die Projektionsdistanz nicht sehr groß ist. Voraussetzung ist immer ein wolkenfreier Blick Richtung Sonne.

Wie kommt es überhaupt zu einer Sonnenfinsternis?

Eine Sonnenfinsternis kann nur zu Neumond entstehen, wenn der Mond zwischen Erde und Sonne steht und sich ganz oder teilweise vor die Sonnenscheibe schiebt. Fällt der Mondschatten auf die Erde, ist in diesem Bereich eine totale Sonnenfinsternis zu sehen. Dort, wo der Halbschatten des Mondes auf die Erde fällt, ist eine Teilfinsternis zu sehen.

Warum gibt es dann nicht jeden Monat eine Sonnenfinsternis?

Die Mondbahn ist leicht gegen die Erdbahn gekippt. Dadurch wandert der Neumond meist ober- oder unterhalb der Sonne vorbei. Nur an den sogenannten Knotenpunkten, an denen sich die Ebenen von Mond- und Erdbahn schneiden, können Erde, Mond und Sonne genau in einer Reihe stehen. Nur wenn der Neumond an einem der beiden Knotenpunkte steht, kommt es daher zu einer Sonnenfinsternis.

Wohin muss ich reisen, um die Sonnenfinsternis als totale Finsternis zu erleben?

Der Kernschatten überstreicht die Färöer-Inseln und Spitzbergen. Dort wird es für etwas mehr als zwei Minuten komplett dunkel. Allerdings steht die Sonne an beiden Orten recht nah am Horizont, und die Bewölkungswahrscheinlichkeit ist hoch. Verschiedene Reedereien schicken Kreuzfahrtschiffe in den Pfad des Mondschattens auf dem Nordatlantik. Eine sichere Beobachtungsmöglichkeit bieten nur Flüge in die Zone der Totalität. Ein Flugzeug kann sich nicht nur über den Wolken bewegen, sondern dem Mondschatten auch ein Stück hinterherfliegen, so dass sich die Phase der kompletten Verfinsterung etwas verlängert.

Das ist sehr umständlich. Wann kommt denn die nächste Sonnenfinsternis?

Die nächste Sonnenfinsternis gibt es schon am 13. September, allerdings trifft der Mondschatten nicht die Erde, so dass sie nur als partielle Finsternis zu sehen ist – und das lediglich auf der Südhalbkugel. Die nächste totale Sonnenfinsternis findet am 9.  März 2016 über Südostasien und dem Pazifik statt und ist ebenfalls von Deutschland aus nicht zu sehen. Die nächste Beobachtungschance für eine partielle Sonnenfinsternis in Deutschland gibt es am 25.  Oktober 2022. Eine totale Sonnenfinsternis findet über Europa erst wieder am 12. August 2026 statt und über Deutschland erst am 3.  September 2081.