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Lazarettareal

Wipfelpfad soll altes Lazarettareal retten

Beelitz / Lesedauer: 3 min

Vom Wildwuchs überwuchertes Mauerwerk, vernagelte Fenster, kaputte Dächer. Auf einem großen Teil des riesigen Geländes der Beelitzer Heilstätten ist nicht mehr zu erkennen, weshalb das Areal einst als eine der modernsten Krankenhausanlagen im Berliner Umland galt. Nun soll auf dem verwilderten Gelände neues Leben einziehen: Ein Baumkronenpark mit jährlich Hunderttausenden Besuchern.
Veröffentlicht:13.09.2010, 12:21
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Rund 100 Jahre lang diente der Standort im Beelitzer Stadtwald der medizinischen Versorgung: Zunächst als Heilstätte für Tuberkulosepatienten, während der beiden Weltkriege als Lazarett und nach 1945 als sowjetisches Militärhospital. Seit Abzug der Truppen 1994 liegt ein Großteil des Areals brach.

"Seit Jahren verfallen die Gebäude massiv, in drei Jahren sind sie verloren", sagt Georg Hoffmann, Mitgesellschafter der Heilstätten-Park GmbH und Co. KG. In der Gesellschaft sind die Eigentümer eines Teilbereichs der historischen Heilstätten, der Besitzer des Waldgebietes und eine Projektentwicklungsfirma vereint. Zusammen wollen sie den ihnen gehörenden Teil des Areals retten und den Baumkronenpark zu einer Touristenattraktion entwickeln.

Bei einem Spaziergang über einen fast 1000 Meter langen Pfad in den Baumkronen eines Waldstücks sollen Besucher einen Teilbereich des insgesamt 200 Hektar großen Heilstätten-Geländes kennenlernen können. Der Wipfelpfad soll Initialzündung für weitere Investoren sein, die sich der maroden Gebäude annehmen, sagt Projektentwickler Jürgen Fett. Eine der Attraktionen des Baumkronenpfades soll die Überquerung der Ruine des ehemaligen Frauensanatoriums werden. Das riesige Gebäude wurde 1945 durch Brandbomben zerstört und verfällt seitdem. "Auf seinem Dach ist ein einzigartiger, über 60 Jahre alter Kiefernwald entstanden. Die Besucher sollen das außergewöhnliche Denkmalensemble mit seiner bewegten Geschichte und die historischen Parkanlage mit wertvollen Gehölzen aus der Höhe erleben", erläutert Fett.

Die Nachwendegeschichte der Heilstätten ist ein Kapitel von Aufbruch und Stillstand. Nach dem Ende der militärischen Nutzung durch die Westgruppe der sowjetischen Armee erwarb der Bau- und Immobilienmogul Roland Ernst 1994 das unter Denkmalschutz gestellte Ensemble mit insgesamt 60 Gebäuden und einer weitläufigen Parkanlage. Bis zum Jahr 2000 blühten die Heilstätten wieder auf - Reha-Kliniken und Wohnhäuser entstanden, historische Gebäude wurden saniert.

Doch mit der Insolvenz des Roland-Ernst-Imperiums wurde es still auf dem Gelände. Gespensterjäger und Geisterbeschwörer entdeckten die Ruinen als "herausragenden Ort für übersinnliche Phänomene", wie Szene-Blogger in Internetportalen schreiben. "Vor allem am Wochenende treffen wir immer wieder Personen an, die sich unberechtigt in den Gebäuden aufhalten", sagt Heiko Schmidt, Sprecher der zuständigen Polizeiwache.

Laut der Brandenburgischen Bodengesellschaft (BBG) ist das Heilstättenareal noch immer eine der größten Konversionsflächen in Brandenburg, für die eine Nutzung gefunden werden muss. Daher zeigt sich Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) gegenüber den Plänen für einen Baumkronenpark aufgeschlossen. Das sei eine Idee, die weiterverfolgt werden könnte, denn sie könne eine Ankerfunktion für die weitere Belebung des Areals haben, sagte er jüngst bei einem Treffen mit den Investoren. "Wir haben vereinbart, uns zeitnah darüber zu verständigen, was das Land bei der Projektunterstützung leisten kann und was nicht", so der Wirtschaftsminister.

Vor allem brauchen die Investoren finanzielle Hilfe: "Ohne Fördermittel wird das Vorhaben nicht zu finanzieren sein", betont Projektentwickler Fett. Sechs bis sieben Millionen Euro soll der erste Bauabschnitt - der Baumkronenpark - kosten. Für die Sanierung der maroden Gebäude rechnet Fett mit 20 Millionen Euro. "Ich bin überzeugt, dass wir die Idee schnell zum wirtschaftlichen Erfolg führen können", sagt er und verweist auf eine Machbarkeitsstudie, die bis zu 300 000 Besucher pro Jahr prognostiziert. Darüber hinaus stützen sich die Projektentwickler in Beelitz auf Erfahrungswerte des von ihnen realisierten Baumkronenparks im thüringischen Hainich.

Noch im Dezember dieses Jahres wollen die Investoren nach eigenen Vorstellungen mit dem Bau beginnen. Im August kommenden Jahres soll der Baumkronenpark eröffnen.