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Insekten-Atlas

33.500 Mücken und noch lange kein Ende

Müncheberg / Lesedauer: 2 min

Im Dienst der Wissenschaft werden viele Bürger zu Mückenjägern - mit einem für Forscher alarmierenden Ergebnis. Unter die heimischen Arten dieser lästigen Insekten mischen sich immer mehr gefährliche Exoten.
Veröffentlicht:03.02.2017, 08:41
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Doreen Walther kann sich vor Arbeit kaum retten. Waschkörbeweise warten luftgepolsterte Briefe oder kleine Pakete darauf, von der Wissenschaftlerin geöffnet zu werden. Immer mehr Bürger sammeln die stechenden Insekten für die Forschung und schicken intakte Exemplare in Streichholzschachteln oder Filmdöschen an das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) nach Müncheberg östlich von Berlin.

Der Biologin Walther obliegt es, die Mücken unter dem Mikroskop genau zu bestimmen und die Ergebnisse in einen Mückenatlas für Deutschland einzutragen. Diese lästigen Insekten sind das Spezialthema der 48-Jährigen, die sich als Expertin inzwischen europaweit einen Namen gemacht hat.

7250 Einsendungen hat Walther in der Saison 2016 bisher bekommen, weitaus mehr als in den vier Vorjahren seit dem Start des Mückenatlas-Projektes zusammen. Und es kommt täglich neue Post. "Mücken überwintern in Dach- oder Kellerräumen, werden da jetzt von den Leuten ebenso gefunden wie an Holzscheiten, die für den Kamin bestimmt sind", erläutert die Biologin.

Aus Asien kommen Busch- und Tigermücke

Gut die Hälfte der Zusendungen haben Walther und ihre Mitarbeiterin bereits beantwortet, rund 33 500 Mücken bestimmt und kartiert. Etwa 40 000, so schätzt die Biologin anhand der noch unbearbeiteten Zusendungen, werden es für 2016 insgesamt werden. Ein gutes Mückenjahr, wie sie sagt.

Was bereits jetzt in der Auswertung deutlich wird: Die Asiatische Buschmücke, schon vor Jahren als invasiver Exot nach Süddeutschland eingewandert, breitet sich weiter Richtung Norden aus. Gefangen wurde sie jetzt auch in Thüringen, Sachsen, Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Was sie so problematisch macht: "Sie kann prinzipiell beim Blutsaugen Krankheitserreger aufnehmen und beim nächsten Stich auch wieder abgeben, haben entsprechende Laborversuche ergeben", erklärt Walther.

Der zweite eingewanderte Exot ist die Asiatische Tigermücke, bereits vor einigen Jahren in Baden-Würtemberg nachgewiesen. "Diese Mückenart ist als weitaus gefährlicher einzuschätzen. Weit mehr als 20 vor allem aus den Tropen bekannte Krankheitserreger kann sie nachweislich übertragen - darunter das Dengue-, Westnil- und Gelbfieber-Virus, aber auch das berüchtigte Zika-Virus", berichtet Helge Kampen, Infektionsbiologe am Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern).