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360 Stellen bedroht

Bahn lässt Mitarbeiter um Jobs bangen

Eberswalde / Lesedauer: 2 min

Der Konzern will einen Investor suchen, damit der Standort in Eberswalde nicht geschlossen wird. Das wird nun infrage gestellt und heftig kritisiert.
Veröffentlicht:01.12.2015, 19:58
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Eberswalde. Ein Zeitungsbericht über das endgültige Aus des Bahnwerks Eberswalde hat bei Bahnmitarbeitern Empörung ausgelöst. Der Chef des Werksbetriebsrats, Ulf Böhnke, erklärte am Dienstag zu dem Artikel der „Märkischen Oderzeitung“ (Dienstagausgabe): „Wenn das so ist, dann wäre das eine Schweinerei.“ Die Mitarbeiter des Instandhaltungswerks seien „entrüstet“. Die Deutsche Bahn (DB) teilte hingegen mit, dass es noch keine abschließende Entscheidung zu dem Standort gebe.

Ursprünglich sollte schon Ende Oktober feststehen, ob Investorengespräche zur Übernahme des Instandhaltungswerks erfolgreich waren. Ein DB-Sprecher sagte: „Es gibt keinen neuen Stand. Die Gespräche laufen noch.“ Vor mehr als einem Jahr hatte die Bahn angekündigt, das Instandhaltungswerk nordöstlich von Berlin schließen zu wollen. Dort arbeiten etwa 360 Menschen. Als Grund wurde ein Rückgang der Instandhaltungsleistungen genannt. Später kam dann ein möglicher Investor ins Spiel.

Seit Wochen keine Verkaufsverhandlungen

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), der sich am Mittwoch mit Werksmitarbeitern in Eberswalde treffen will, hofft immer noch auf ein gutes Ende. „Ich gehe davon aus, dass die Verhandlungen zu einem positiven Abschluss kommen“, sagte er in Potsdam. „Wir haben auch deutlich gemacht, dass das Land alle rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen wird, um den Industriestandort zu erhalten.“

Deutlich schärfer äußerte sich Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD): „Es muss jetzt dringend von der Deutschen Bahn Klarheit geschaffen werden.“ Seit Wochen fanden dem Ministerium zufolge keine Verkaufsverhandlungen mehr statt. Gerber sagte weiter: „Der Eindruck verstärkt sich, dass es der Deutschen Bahn mehr um Marktbereinigung als um die Zukunftssicherung des Standorts Eberwalde geht.“

Größter Arbeitgeber der Stadt

Der Betriebsrat reagierte in den vergangenen Wochen auf die Hängepartie zunehmend verärgert. Mittwochs gab es Mahnwachen vor dem Instandhaltungswerk für Güterwaggons. Böhnke zufolge war vorgesehen, dass sich die DB-Spitze mit dem Betriebsrat am 11. Dezember trifft, um über die Bahnwerk-Zukunft zu informieren. Der Bürgermeister von Eberswalde, Friedhelm Boginski (FDP), betonte: „Dieses Werk darf nicht stillgelegt werden. Das muss allen klar sein.“ Er wies auf die wirtschaftliche Bedeutung des Standorts hin. „Es ist das letzte große produzierende Unternehmen in der Stadt.“

Auch im Landtag hagelte es Kritik am Bahnkonzern. Linken-Fraktionschef Ralf Christoffers sagte: „Ich kann keine betriebswirtschaftlichen Gründe für eine Schließung erkennen.“ Die Bahn habe auch eine strukturpolitische Verantwortung für die Region. SPD-Fraktionschef Klaus Ness betonte: „Von der Bahn würde ich als Bundesunternehmen ein anderes Verhalten erwarten. Eine Schließung des Bahnwerkes, des größten Arbeitgebers von Eberswalde, wäre ein herber Schlag für die Stadt.“