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Zeitzeugen berichten

Böse Erinnerungen an Bomberabstürze

Borken / Lesedauer: 2 min

Im Zweiten Weltkrieg sind viele Bomberpiloten über der Uckermark und Mecklenburg-Vorpommern abgestürzt. Zeugen und Hobbyhistoriker erzählen davon dem Uckermark Kurier.
Veröffentlicht:18.07.2013, 09:48
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Schätzungen zufolge stürzten im Zweiten Weltkrieg im Großraum Stettin – Uckermark fast 300 Kampfflugzeuge ab. Meist seien dabei deutsche, englische und amerikanische Besatzungen ums Leben gekommen, sagt Rene Millert, ehemaliger Blankenburger, der sich mit Piloten-Schicksalen aus jener Zeit beschäftigt und auch schon Wrackausgrabungen organisierte.

Nach seinen Recherchen kamen in der Nacht zum 21. April 1943 alle sieben Besatzungsmitglieder einer nur 500 Meter vom Hofgut Borken abgestürzten britischen „Halifax“ ums Leben, unter ihnen auch Sergeant Reginald Walter Lambert. Die Absturzstelle, auf der sich heute ein Kleingarten befindet, sei seinerzeit völlig beräumt worden. Die Opfer wurden in Pasewalk bestattet und später nach Berlin umgebettet.

Vier Besatzungsmitglieder bis heute vermisst

Der Absturz hat aber offenbar doch nichts mit einem kanadischen Piloten zu tun, der sich einer vom Nordkurier zitierten Hofgut-Chronik zufolge mit einem Fallschirm gerettet und des Nachts bei einem Bauern am Ortsrand von Borken um Aufnahme gebeten hatte. Bei diesem Kanadier könnte es sich vielmehr um jenen Heckschützen handeln, der fast zwei Jahre nach dem Halifax-Vorfall bei einem Absturz der „Lancaster 3“ in unmittelbarer Nähe ausgestiegen sei, sagt Millert. Diese Maschine war Dokumenten zufolge in der Nacht zum 9. Februar 1945 beim Anflug auf die Raffinerie Pölitz (heute Police) abgestürzt.

Diese Maschine sei nach einem Treffer am Koblentzer See aufgeprallt, sagt Millert, der die Absturzstelle schon vor mehreren Jahren untersucht hatte. Der kanadische Heckschütze mit Namen L. E. Marsh sei mit dem Rettungsschirm etwa vier Kilometer abgetrieben und schließlich bei Borken niedergegangen. Recherchen hätten ergeben, dass er später in Kriegsgefangenschaft gekommen sei und den Zweiten Weltkrieg überlebt habe, sagt Millert. Zwei an der Absturzstelle entdeckte Leichen seien seinerzeit von französischen Zwangsarbeitern am Seeufer und unmittelbar am Einsturztrichter begraben worden. Vier weitere Besatzungsmitglieder sind bis heute vermisst.

Mit zwölf Jahren Absturz miterlebt

Zeitzeugen berichteten auch von weiteren Piloten-Tragödien. Eva Schiefelbein aus Pasewalk erinnert sich an den Absturz eines ausländischen Kampfflugzeuges, das 1943 östlich von Pasewalk aufgeprallt sei. „Damals war ich erst zwölf“, erinnert sich die Seniorin, die gesehen hatte, wie ein damaliger Gutsbesitzer mit geschultertem Gewehr einen fremden Soldaten auf seinem Grundstück abführte. „Danach staksten wir Kinder über die völlig durchweichten Felder und fanden Teile der auseinandergebrochenen Maschine.“