StartseiteRegionalBrandenburgDeutsche Helfer dürfen nicht zu Festival nach Polen fahren

Haltestelle Woodstock

Deutsche Helfer dürfen nicht zu Festival nach Polen fahren

Frankfurt (Oder) / Lesedauer: 3 min

Seit einigen Jahren unterstützen Feuerwehren aus Brandenburg und Berlin das Festival „Haltestelle Woodstock” an der deutsch-polnischen Grenze. In diesem Jahr wollen die Nachbarn auf die Unterstützung verzichten.
Veröffentlicht:19.07.2017, 15:00
Artikel teilen:

Unverständnis auf deutscher Seite: Feuerwehrleute aus Berlin und Brandenburg werden bei der diesjährigen Auflage des polnischen Musikfestivals „Haltestelle Woodstock” (3. bis 5. August) nicht zum Einsatz. Dies sei ihnen Ende vergangener Woche „lapidar” per E-Mail mitgeteilt worden, wie Helmut Otto, Amtsleiter Katastrophenschutz Frankfurt (Oder), am Dienstag erklärte.

Hintergrund für die Absage der Woiwodschafts-Kommandantur Lubuskie sei, dass die polnische Zentralregierung die Zusammenarbeit mit verschiedenen deutschen Sicherheitskräften für das diesjährige Festival in Kostrzyn (Küstrin) ausgesetzt habe. Es könne nicht für die Sicherheit der Hilfskräfte garantiert werden, hieß es.

Tausende Festivalbesucher aus Deutschland

Otto bedauerte die Absage. Viele tausend Festivalgäste kämen aus Deutschland, erklärte er. Die Frankfurter Feuerwehr wollte mit zwei Einsatzwagen und 25 Leuten zum Festival kommen. Weitere Wagen sollten aus Berlin nach Kostrzyn fahren, auch das Technische Hilfswerk wollte Helfer schicken.

Auch die Festivalveranstalter bedauerten die Absage. Sie seien hierüber nicht unterrichtet worden. Sollte es wirklich keine Zusammenarbeit geben, dann sei dies nur schwer nachzuvollziehen, da diese in den vergangenen Jahren immer wunderbar geklappt habe und viele Gäste aus Deutschland in Kostrzyn waren, teilte ein Sprecher am Dienstag mit.

Seit einiger Zeit schwelt zwischen Veranstaltern und der polnischen Regierung ein Streit um die Sicherheit des Spektakels an der deutsch-polnischen Grenze. Innenminister Mariusz Blaszczak sieht eine erhöhte Terrorgefahr in Deutschland als Bedrohung für das Festival, wie die Zeitung „Rzeczpospolita” unlängst berichtete. Der Politiker der seit 2015 regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) erinnerte demnach an den Anschlag in Berlin, bei dem auch ein polnischer Lkw-Fahrer getötet worden war.

Ausgelassenes Fest gefällt Katholiken nicht

Regierungskritiker werteten die Bedenken der PiS jedoch als Offensive gegen Festivalchef Jerzy Owsiak. Es heißt, der Organisator und das ausgelassene Event seien den nationalkonservativen und der katholischen Kirche nahestehenden PiS-Anhängern ein Dorn im Auge. Polens Behörden hatten das Festival bereits 2016 als „Veranstaltung mit erhöhtem Risiko” eingestuft. Schon damals hatten die Veranstalter die Sicherheitsmaßnahmen daraufhin verschärft.

Owsiak wies unlängst per Mitteilung die Sicherheitsbedenken zurück und forderte den Minister auf, das zum 23. Mal stattfindende Festival nicht zu politisieren.

Unterdessen kündigte die Bundespolizei an, einen Kontaktbeamten nach Kostrzyn schicken zu wollen. Ihnen sei nach Angaben eines Sprechers der Bundespolizeidirektion Berlin nicht abgesagt worden.

CDU-Bundestagsabgeordneter bittet Bundespräsident um Unterstützung

Der brandenburgische Bundestagsabgeordnete Hans-Georg von der Marwitz (CDU) bittet in einem offenen Brief den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier um Unterstützung in dem Konflikt. Das Festival sei ein Symbol gelebter Nachbarschaft. Es beweise, "dass gerade die Jugend die alten Gegensätze zwischen den Völkern überwinden kann." Er sei betrübt, das Warschau mangelnde Unterstützung zeige, indemHelfer von Feuerwehr und THW ausgeladen wurden.

Der Wahlkreis von von der Marwitz grenzt an den polnischen Veranstaltungsort Küstrin. Von der Marwirt ist zudem Mitglied der Deutsch-polnischen Parlamentariergruppe.