StartseiteRegionalBrandenburgDieser Mann will unsere Sprache retten

Er liebt "Backfische" und "Kurschatten"

Dieser Mann will unsere Sprache retten

Schmachtenhagen / Lesedauer: 3 min

Jürgen Jabs ist ein bekennender Fan der deutschen Sprache. Deshalb schmerzt ihn auch sehr, dass diese immer mehr verarmt. Nun nimmt der 60-Jährige den Kampf dagegen auf.
Veröffentlicht:25.01.2014, 15:48

Artikel teilen:

Wenn Sie bei Jürgen Jabs punkten wollen, dann verwenden Sie Begriffe wie „Stelldichein“, „Plaudertasche“ oder „Stubenhocker“! Denn dann ist Ihnen seine Aufmerksamkeit gewiss. Hundertprozentig. Er wird es als Indiz dafür werten, dass er einen Gleichgesinnten vor sich hat, einen Fan der deutschen Sprache. Jemanden, der die Vielfalt seiner Heimatsprache genau so liebt wie er selbst. Und der vermutlich ebenso bedauert, dass das Deutsche immer mehr verarmt.

So redet doch kein Mensch mehr

Der aus Schmachtenhagen stammende 60-Jährige könnte Stunden damit zubringen, alte, vergessen geglaubte Worte hervorzuholen und zu klangvollen Sätzen zu verknüpfen. Das würde dann vielleicht so klingen:

„Das Mauerblümchen und der Schürzenjäger treffen auf einen Halbstarken, der sich als Kurschatten des Backfischs entpuppt, woraufhin dann der Haussegen schief hängt, weil das Luftschloss geplatzt ist und den Normbrecher Gewissensbisse plagen, weil er sich dem Müßiggang hingegeben hat und jetzt als Tunichtgut gilt.“

Kein Mensch redet heute mehr so, sagen Sie? Mag sein, aber Jürgen Jabs hätte seine Freude daran. Schließlich finden sich in dem Satz sage und schreibe elf seiner im Kalender „Mein Wortschatz“ bewahrten Köstlichkeiten der deutschen Sprache wieder.

Der zurzeit im Naturkundemuseum Berlin als technischer Angestellter beschäftigte Diplomgeologe hat sie in einem gleichnamigen Büchlein gesammelt und vor drei Jahren daraus besagten Wortschatz-Wochenkalender gemacht, der die 53 schönsten Begriffe enthält. Unterstützt worden war der zweifache Vater dabei von Freunden in dem Projekt „Kalenderkombinat“. Der Nachfolger dessen ist seit Kurzem die „Kalendermanufaktur“, die er in der Freizeit mit einem seiner Söhne beackert.

Aus Lust und Laune heraus, aus reinem Spaß an der Freude, in diesem Falle an der deutschen Sprache. Denn Gewinn erwirtschaften die Jabs-Männer damit nicht. „Meine Frau ist schon froh, wenn wir Plus-Minus-Null raus kommen“, verrät der gebürtige Uckermärker lachend. 

In Familien wird kaum noch miteinander gesprochen

Die Schuld daran, so Jürgen Jabs, könne man natürlich vielen geben; der Schule, den Medien, der gesellschaftlichen Entwicklung. „Aber zu allererst müssten sich eigentlich alle Eltern fragen, welchen Beitrag sie dazu leisten, dass ihre Kinder ihren Wortschatz erweitern und ihn als Schatz begreifen.“ Wenn in den Familien wenig oder gar kaum noch gesprochen werde, müsse man sich nicht wundern, wenn die junge Generation Probleme hat, Sätze zu bilden.

„Wo, wenn nicht zu Hause, sollen die Kinder denn lernen, wie man sich ausdrückt?“, erneuert Jürgen Jabs den Appell an alle Erziehungsberechtigten, der Bildungsarbeit in der Familie wieder mehr Augenmerk zu schenken.

Seine Söhne hätten zu seiner großen Freude viel von seiner Frau und ihm übernommen, obgleich sie natürlich auch nicht jeden seiner geliebten Begriffe mehr verwenden. Aber sie könnten zumindest erklären, was es mit Worten wie Ohropax, Hasardeur, Gemach, Struwwelpeter, Sonntagsstaat und Kabuff auf sich hat.

Hätten Sie es auch gewusst, liebe Leser?