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Erstaufnahmestelle

Eingeschleuste Flüchtlinge sind verschwunden

Eisenhüttenstadt / Lesedauer: 2 min

Nach der Einschleusung von 50 Flüchtlingen auf einer verplombten Lkw-Ladefläche kristallisiert sich eine Bandenstruktur heraus. Doch während die Polizei ermittelt, sind die Menschen verschwunden.
Veröffentlicht:18.09.2017, 20:34
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Fast alle irakischen Flüchtlinge, die sich auf dem Schleuser-Lastwagen in Ostbrandenburg befanden, sind aus der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) verschwunden. „Die Zimmer sind leer”, sagte Leiter Frank Nürnberger am Montag auf Anfrage.

Wann genau die Flüchtlingsfamilien verschwanden ist unklar, wie Nürnberger weiter sagte. Es gebe ungesicherte Informationen, wonach die Menschen in Autos mit Bielefelder Kennzeichen eingestiegen seien. Als denkbare Erklärung nannte Nürnberger, dass sie von Verwandten, die bereits in Deutschland seien, abgeholt wurden. Man wolle nun abwarten, ob sich die Menschen bei einer anderen Erstaufnahmeeinrichtung meldeten.

Zusammenhänge zu ähnlichen Einschleusungen werden geprüft

Zwei von 50 irakischen Flüchtlingen seien in Eisenhüttenstadt geblieben. Es handelt sich laut Nürnberger um einen unbegleiteten Jugendlichen, der dem Jugendamt übergeben wurde, sowie um eine Person, die sich unter einem Bett versteckte.

Die Bundespolizei hatte den Lastwagen mit den Menschen auf der Ladefläche am frühen Samstagmorgen auf der Autobahn 12 in der Nähe von Frankfurt (Oder) nahe der polnischen Grenze gestoppt. Nach Einschätzung der Ermittler ist die Schleuserfahrt von einer Gruppe organisiert worden. „Wir gehen davon aus, dass hinter der Schleusung eine Bandenstruktur steckt”, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) am Montag. Die Behörde prüft auch, ob es Zusammenhänge zu ähnlichen Einschleusungen in jüngerer Zeit im deutsch-polnischen Grenzgebiet gibt.

Lastwagenfahrer und Komplize sitzen in U-Haft

Vor Tagen erst hatte die Bundespolizei im sächsischen Bad Muskau 40 eingeschleuste Iraker in Gewahrsam genommen. Im Zeitraum von Januar bis August 2017 sind nach Angaben der Bundespolizei an der deutsch-tschechischen Grenze rund 2600 und an der deutsch-polnischen Grenze rund 1400 Menschen unerlaubt eingereist. „Ein signifikanter Anstieg der Feststellungen ist aktuell weder an der deutsch-polnischen noch an der deutsch-tschechischen Grenze zu beobachten”, teilte die Behörde mit. „Bislang liegen hier keine Erkenntnisse zu einer Routenverlagerung vor.”

Der türkische Lastwagenfahrer und ein mutmaßlicher Komplize aus Syrien, der sich mit den irakischen Flüchtlingen auf der Ladefläche befunden hatte, sitzen in Untersuchungshaft. Ob die Bundespolizei die Grenzgebiete zu Polen nach dem Vorfall noch häufiger kontrollieren wird blieb unklar. Aus einsatztaktischen Gründen machten die Beamten keine Angaben dazu.