StartseiteRegionalBrandenburgTodesfahrer war Polizei wegen Drogen bekannt

Drama in Brandenburg

Todesfahrer war Polizei wegen Drogen bekannt

Müllrose / Lesedauer: 3 min

Nach dem Fund einer getöteten Frau im brandenburgischen Müllrose gerät der Enkel unter Tatverdacht. Die Großfahndung nach dem 24-Jährigen endete mit dem Tod zweier Beamter
Veröffentlicht:28.02.2017, 14:42
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Der Fluchtwagen steckt im Feld fest, rund 20 Meter von der alten Allee entfernt. Direkt hier am Ortsrand von Oegeln im brandenburgischen Kreis Oder-Spree hatte die Polizei einen mutmaßlichen Gewaltverbrecher stoppen wollen. Doch der Täter weicht aus, will über einen Radweg flüchten - und überfährt die beiden Beamten. Beide Polizisten sind auf der Stelle tot. „Der schien, als wenn er voll unter Stoff stehen würde“, sagt Anwohner Christian Stockenberg.

Wie kam es dazu? Nach ersten Ermittlungen hatte der 24-Jährige seine Oma in ihrem kleinen Haus in dem nur zwölf Kilometer entfernten Müllrose getötet. Das kleine Haus mit gelben Mauern und einem roten Dach macht einen freundlichen Eindruck, ist sehr gepflegt. In den Fenstern hängen weiße Ornamente.

Am Straßenzaun flattert am Dienstag das weiß-rote Absperrband der Polizei. Kriminaltechniker der Spurensicherung mit weißen Schutzanzügen und schwarzen Koffern betreten an dem sonnigen Tag das Haus, um Spuren eines Gewaltverbrechens zu sichern. Alles wird genau untersucht, die Leiche wird zunächst nicht herausgebracht.

Festnahme im Schilf

Nach Ermittlungen der Polizei hatte der Enkel nach der Tat den Wagen der Oma genommen, um zu flüchten. Die alarmierte Polizei löst eine Großfahndung aus. Die dicken Bäume am Straßenrand bei Oegeln bilden eigentlich optimale Möglichkeiten, um einen Autofahrer anzuhalten. Die Beamten legen ein Nagelbrett quer über die Fahrbahn. Doch es hilft nichts. Zwei weitere Menschen sterben.

Auch als der 24-Jährige die beiden Beamten überfahren hatte, gibt er nicht auf. Der junge Mann habe dann noch ein anderes Auto gekapert, und damit seinen eigenen Wagen gerammt, berichtet Anwohner Stockenberg. Mit Vollgas sei er dann weiter geflüchtet - bis in ein nahes Schilfgebiet. Dort können Beamten ihn endlich festnehmen. „Ich habe den Krach heute Nachmittag gehört und mich erst gar nicht mehr aus dem Haus getraut“, erinnert sich Rentner Rudi Zucker.

Der Ort, wo die beiden Polizisten starben, ist am Nachmittag weiträumig abgesperrt. Die kleine Ortschaft Oegeln mit rund 180 Einwohnern erscheint wie verwaist. Eine Anwohnerin sagt nur: „Um Gottes Willen, die armen Polizisten.“ Und Rentner Zucker sagt nur noch: „Die Welt ist restlos verrückt geworden.“

Schlimmster Vorfall seit Bestehen der Landespolizei

Der 24-Jährige stand womöglich unter Drogen. Darauf hätten die Beamten zumindest einen Hinweis erhalten, sagte Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke. Der Mann sei der Polizei bereits einschlägig bekannt gewesen und sei auch schon wegen Drogen in Erscheinung getreten.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat mit großer Bestürzung auf den Tod der beiden Polizisten reagiert. „Der Tod der zwei Polizisten hat mich schwer getroffen. Ich bin schockiert. Meine Anteilnahme gilt den Angehörigen“, erklärte Woidke

Die getöteten Beamten im Alter von 49 und 52 Jahren hinterlassen beide eine Frau und jeweils drei Kinder. Sie waren seit 1991 und 1995 im Dienst der Polizei, sagte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD). „Es handelt sich um den schwersten derartigen Vorfall in der Geschichte der Polizei unseres Landes seit 1990“, sagte Schröter.

Nicht nur in Brandenburg, hier die Polizei in der Mecklenburgischen Seenplatte, zeigen sich die Kollegen von der Tat betroffen:

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(Der Artikel wird fortlaufend aktualisiert.)