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Experten-Interview

Ideale Bedingungen für Mücken nach Regenflut

Berlin / Lesedauer: 2 min

Überschwemmungen, Pfützen und gut gefüllte Regentonnen: Nach starken Regenfällen in ganz Deutschland herrschen für Mücken so paradiesische Zustände wie selten.
Veröffentlicht:28.07.2017, 14:20
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Ob Großstadt, Dorf, Wald oder Seeufer: Vor Mücken ist in Deutschland zur Zeit niemand sicher. Denn je mehr der Regensommer für Überschwemmungsgebiete und stehende Pfützen sorgt, desto besser können Mückenweibchen ihre Eier ablegen. Doreen Walther, Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) im brandenburgischen Müncheberg, weiß so ziemlich alles über ihre Gewohnheiten. „Die Mücken schreien hurra”, sagt sie. „Um Mücken zu verstehen, muss man denken wie eine Mücke.”

Wo sind wir draußen sicher vor Mücken?

Nirgendwo. Es gibt zur Zeit keinen Bereich, in dem es nicht surrt. An Flüssen, Bächen, Seen und Tümpeln lauern Überflutungsmücken. Im Wald sind es Waldmücken, die besonders groß werden und auf Spaziergänger mit Hund sowie Wanderer fliegen. In der Stadt sind es Hausmücken, die sich in gefüllten Regentonnen und anderen Gefäßen vermehren. Sie schwärmen besonders gern in der Dämmerung aus. Hausmücken sind flexibel, sie surren auch über Feldern.

Die Brutzeit der Mücken hat sich im warmen Regensommer bereits von vier auf zwei Wochen verkürzt – geht es jetzt noch schneller?

Nein, zwei Wochen sind wirklich das Minimum. Aber Mücken schaffen so bei guten klimatischen Bedingungen bis zu acht Generationen im Jahr, ihre Zahl potenziert sich damit. 2016 war schon ein gutes Mückenjahr, 2017 wird wahrscheinlich noch besser für sie.

Sind wir wenigstens im Hochhaus sicher vor Mücken?

Das kommt auf die Höhe an. Manche Mückenarten lieben Sex in hohen Bäumen. Bis zu 15 Meter hoch fliegen sie locker. Viel höher aber nicht, dann macht ihnen der Wind zu schaffen.

Was sollte jeder über Mücken wissen?

Es gibt 28 Mückenfamilien in Deutschland. Davon stechen allerdings nur drei zu – Stechmücken, Kriebelmücken und Gnitzen. Es piksen jeweils nur die Weibchen, und das auch nicht aus Boshaftigkeit. Sie benötigen die Proteine aus dem Blut für ihre Eibildung. Stiche jucken, weil Mücken mit Stoffen aus ihrem Speichel unter anderem die Blutgerinnung verhindern. Darauf regiert das menschliche Immunsystem – je exotischer die Mückenart in Deutschland ist, desto heftiger. Krankheiten haben Mücken in Deutschland bisher aber nicht übertragen. Mücken leben in der Regel nur wenige Wochen. Sie haben eine wichtige Funktion im Ökosystem und sind zum Beispiel Futter für Spinnen, Fische, Amphibien, Libellen, Fledermäuse und Vögel.