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Boomtown Wustermark

Kleine Gemeinde verdreifacht Einwohnerzahl

Wustermark / Lesedauer: 2 min

Im Berliner Speckgürtel hat sich die Einwohnerzahl teils verdoppelt und verdreifacht. Arbeitsplätze und Freizeitangebote locken nicht nur Menschen aus der Hauptstadt.
Veröffentlicht:02.07.2017, 15:52
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Während manch eine Kommune in Brandenburg unter Bevölkerungsschwund leidet, hat Bürgermeister Holger Schreiber (55) eher das gegenteilige Problem: Wustermark westlich von Berlin boomt. Nur etwa 3000 Einwohner lebten Anfang der 1990er Jahre auf dem Gebiet der 2002 geschaffenen heutigen Gemeinde, jetzt seien es drei Mal so viele, sagt Schreiber. Und in wenigen Jahren könnten sogar mehr als 12 000 Menschen in Wustermark leben.

„Wir sind stark nachgefragt von jungen Familien”, sagt Schreiber, der seit 2010 die Geschicke der Gemeinde leitet. Angesichts hoher Mieten und Immobilienpreise in Berlin sei Wustermark auch für viele Berliner eine Option.

Die Gemeinde Wustermark expandiert damit seit der Wende sogar stärker als nebenan die Stadt Falkensee, die seit 1990 ihre Einwohnerzahl verdoppelt hat und sich die am schnellsten wachsende Stadt in Deutschland nennt. Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) meinte kürzlich, in Falkensee würden bald mehr Menschen leben als in Frankfurt (Oder), wo die Einwohnerzahl um ein Drittel gesunken ist.

Drogeriekette hat 100-Millionen-Euro-Investition angekündigt

Warum soviel Wachstum möglich wurde, zeigt ein Blick auf den Flächennutzungsplan, den Schreiber in seinem Büro im schlichten Rathaus aufgehängt hat: Hier kreuzt sich die Bundesstraße 5 mit dem Berliner Autobahnring, es gibt einen direkten Bahnanschluss nach Potsdam und Berlin und auch ein gut nachgefragter Binnenhafen steht zur Verfügung.

Neben Wohngebieten sticht auf der Karte das Güterverkehrszentrum West heraus. Firmen wie Amazon haben hier ihre Logistikzentren, kürzlich erst hat die Drogeriekette dm eine 100-Millionen-Euro-Investition angekündigt. Und der ausgediente Rangierbahnhof Wustermark wird seit wenigen Wochen zu einem Bahntechnologie-Campus weiterentwickelt.

Neben Werkshallen bietet Wustermark auch Publikumsmagnete. Allein das Designer Outlet Berlin mit zahlreichen Modegeschäften zähle jedes Jahr bis zu drei Millionen Besucher, berichtet Schreiber. Karls Erdbeerhof ist eine weitere Attraktion – die nun unter anderem mit 2000 Übernachtungsplätzen für Familien noch deutlich ausgebaut werden soll.

Geplante Kreisreform bereitet Sorgen

Das viele Wachstum hat aber auch Schattenseiten. Beim Bau neuer Schulen und Kitas fühlt sich Schreiber von Land und Bund zu wenig unterstützt. Während andere Gemeinden bei sinkender Einwohnerzahl die Sanierung einer Schule vielleicht verschieben könnten, stehe er in der Pflicht, sagt Schreiber.

Und auf die in Brandenburg geplante Kreisreform blickt er mit Sorge. Zwar seien die Gemeinde und der Kreis Havelland jetzt wirtschaftlich gesund. Doch wenn die hoch verschuldete Stadt Brandenburg an der Havel mit dem Kreis Havelland zusammengelegt werde, könne sich womöglich die Kreisumlage für Wustermark deutlich erhöhen.