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Es geht um 175 Fälle

Mann bestreitet Missbrauch von behindertem 14-Jährigen

Cottbus / Lesedauer: 3 min

Die lange Suche nach einem verschwundenen geistig Behinderten bringt eine Lawine ins Rollen. Der Mann, bei dem der Jugendliche gefunden wurde, soll ihn vielfach sexuell missbraucht haben. Es soll nicht der einzige Fall sein.
Veröffentlicht:28.07.2014, 19:47
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Ein verhafteter mutmaßlicher Sexualstraftäter aus dem Spreewald streitet ab, einen geistig behinderten Jugendlichen missbraucht zu haben. Der vermisste 14-Jährige war am Freitag nach einer vier Wochen langen Suche in der Wohnung des 52-Jährigen in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) gefunden worden. Dort soll er sich die gesamte Zeit über aufgehalten haben.

Die Staatsanwaltschaft Cottbus geht nach Gesprächen mit dem Jugendlichen davon aus, dass er von dem Taxifahrer seit 2013 in 175 Fällen missbraucht wurde. Der Beschuldigte habe die ihm vorgeworfenen sexuellen Handlungen alle bestritten, sagte Oberstaatsanwältin Petra Hertwig am Montag.

Weitere Fälle vorgeworfen

Der in Untersuchungshaft sitzende Mann soll laut Haftbefehl auch einen jetzt 19-Jährigen im Jahr 2012 in 24 Fällen missbraucht haben. Auch das bestreite er laut Hertwig. Die im Raum stehenden Vorwürfe könnten nicht die einzigen bleiben. Es gebe Hinweise darauf, dass drei weitere inzwischen erwachsene Männer in seine Fänge gerieten und teilweise seit 1994 missbraucht wurden. Dazu werde ermittelt.

Seit dem Auffinden des 14-Jährigen, der ebenfalls aus Lübbenau stammt, waren nach und nach immer mehr Details ans Licht gekommen. Zunächst, dass es sich insgesamt um 175 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen handeln soll. Danach wurde dann deutlich, dass sich diese Zahl allein auf den geistig Behinderten bezog.

Taxifahrer schwieg mit Absicht

Der Haftbefehl lautet neben sexuellem Missbrauch auch auf Kindesentziehung in einem besonders schweren Fall. Seit dem 30. Juni war der Jugendliche spurlos verschwunden, nachdem er sein Elternhaus im Spreewald verlassen hatte. Der Taxifahrer, der selbst eine 13 Jahre alte Tochter hat, habe bewusst verschwiegen, dass der Junge sich wochenlang bei ihm aufhielt, sagte Hertwig. „Er wusste, dass alle nach dem Jugendlichen suchten.“

Nach der Festnahme habe der Tatverdächtige nicht bestritten, dass der 14-Jährige die gesamte Zeit über bei ihm war. Der 52-Jährige war mehrmals in seiner Wohnung nach dem Verbleib des Vermissten befragt worden. In dieser Zeit habe sich der geistig Behinderte versteckt. Der Jugendliche hätte in den vier Wochen auch Medikamente nehmen müssen, die er in der Wohnung des 52-Jährigen nicht zur Verfügung hatte, wie Hertwig sagte. Der mutmaßliche Sexualstraftäter und der Jugendliche kannten sich schon seit Längerem.

Jugendlicher auf eigenen Wunsch im Heim

Der Jugendliche befindet sich nach Angaben des Landkreises Oberspreewald-Lausitz derzeit in einer Einrichtung der freien Jugendhilfe und wird betreut. Zunächst war er demnach von der Polizei in Obhut genommen und in Absprache mit dem Jugendamt dorthin gebracht worden. Dies sei „auf Wunsch des Jungen und in Absprache mit dessen Familie“ geschehen, hieß es.

Vorab habe die Familie keine Hilfeleistungen des Jugendamtes in Anspruch genommen. Die Oberstaatsanwältin betonte, dass allein aus der Tatsache, dass sich der Jugendliche in der Einrichtung aufhält, keine Rückschlüsse auf ein Fehlverhalten der Eltern gezogen werden können.