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Arbeitsmarkt in Brandenburg

Vom Mindestlohn profitieren vor allem Frauen

Potsdam / Lesedauer: 3 min

Etwa 8,50 Euro kostet eine Kinokarte. Für die Summe gibt es auch vier Päckchen Butter oder eine Flasche Wein. Für viele Brandenburger ist es ein Stundenlohn, von dem sie träumen. Besonders Frauen müssen hier oft für sehr schmales Geld arbeiten.
Veröffentlicht:21.04.2014, 14:25
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In Brandenburg werden etwa 105 000 der insgesamt rund 535 000 Vollzeitbeschäftigten vom 1. Januar 2015 an vom Mindestlohn profitieren. "Er betrifft alle Branchen und Bereiche, denn es gibt fast keine Ausnahme mehr", sagte Arbeitsminister Günter Baaske (SPD). "Der beste Weg gegen Lohndumping ist der gesetzliche flächendeckende Mindestlohn."

Werden alle abhängig Beschäftigten mit einbezogen, könnte sich fast jeder Dritte (30,7 Prozent) über einen Mindestlohn von 8,50 Euro freuen, sagte Baaske unter Hinweis auf eine Studie. In Ostdeutschland verdient danach knapp ein Drittel der abhängig Beschäftigten (29,3 Prozent) unter 8,50 Euro. In Westdeutschland sind es mit 16,9 Prozent deutlich weniger.

"Mindestlohn ist eine Frage der Ehre"

"Vom Niedriglohn sind vor allem Frauen betroffen", sagte Baaske. Ihr Anteil sei in dem Bereich fast doppelt so hoch wie der von Männern. Die meisten Frauen müssten dann nicht mehr zum Amt gehen, um mit großem bürokratischen Aufwand "Aufstocker-Geld" zu beantragen. Baaske sieht viele Vorteile durch die neue Regelung. "Der erste heißt Gerechtigkeit. Wer arbeitet, soll davon leben können", sagte er. Das sei eine Frage der Ehre und Würde. Insgesamt steige auch die Lohnsumme, was zu mehr Konsum und höheren Steuereinnahmen führe. Bund, Land und Kommunen sparten erhebliche Sozialausgaben. Bundesweit müsse dann ein hoher einstelliger Milliardenbetrag nicht mehr zur Aufstockung gezahlt werden. Auch Jobcenter und Sozialämter würden entlastet.

In manchen Branchen habe sich über Jahre ein Billiglohnniveau entwickelt, kritisierte der Minister. "Dieses Geschäftsmodell auf Kosten der Allgemeinheit kann nicht funktionieren", sagte er.

Pflege-Branche zahlt noch unter 8,50 Euro die Stunde

Nach der Einführung des Mindestlohnes zum 1. Januar 2015 werde es Übergangszeiten für Branchen geben, in denen der Lohn unter 8,50 Euro liege. Die Branchen müssten jedoch einen bundesweit geltenden Tarifvertrag haben.

Im Pflegebereich werde beispielsweise seit Jahren erfolglos darum gerungen. Dort liege der Mindestlohn derzeit bei 8 Euro. Dafür seien kaum noch Mitarbeiter zu finden. "Ich verhandle intensiv mit der Pflegewirtschaft, damit wir für Brandenburg endlich einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag zustande bringen", sagte Baaske. Da gebe es noch erhebliche Hürden zu überwinden. "Sonst können wir gute Pflege mit guten Fachkräften vergessen", sagte der Minister.