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Ganz neu ist die Idee nicht

Wenn Tausende Bienen vom Hausboot aus Honig sammeln

Werder / Lesedauer: 3 min

Das kennt jeder Imker: Die fleißigen Insekten müssen stets zu den attraktivsten Blüten gebracht werden, um den besten Nektar zu finden. Viele erledigen das mit dem Auto. Das ist Frank George zu umständlich. Er hat einen anderen Weg gefunden.
Veröffentlicht:31.07.2014, 12:58
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Schwirrende, schwimmende Fracht: Frank George aus Werder/Havel hält seine Bienen auf einem selbst gebauten Hausboot – und im Frühjahr, wenn die ersten Blüten reiche Ernte versprechen, sticht George samt seinen Tieren in See. Es geht auf die Havel, um in Nachbarschaft von Raps, Linde und Robinie wieder anzulegen.

Es ist gute Imker-Tradition: „Wandern“ nennt der Fachmann es, wenn er den Honigwiesen, der sogenannten Tracht, hinterher reist. Doch das geschieht meist mit Autotransporter und Anhänger, aber darauf hat George keine Lust, wie er sagt. Schließlich ist das auch eine körperlich anstrengende Arbeit: „So eine Kiste wiegt bis zu 80 Kilo.“ Er hat insgesamt 20 davon, in denen jeweils zwei Bienenvölker leben. Mit diesem sperrigen Gepäck auf Wanderschaft zu gehen, das wollte sich der 57-Jährige nicht mehr antun.

Die Idee kam dem gelernten Ingenieur vor vier Jahren beim Kaffeetrinken auf der heimischen Terrasse – mit Blick auf die Havel. Warum nicht ein Boot, dachte er. Gemeinsam mit einem Freund plante der Hobby-Imker den Unterbau des Schiffes, das darauf montierte Blockhaus kam aus Polen und das Innenleben baute George nach und nach selbst aus. Inklusive Solaranlage und Lastenaufzug, damit die schweren Bienenstöcke und der Honig bequem vom Bootsdach nach unten transportiert werden können.

Seit drei Jahren mit den Bienen auf dem Wasser

Seit drei Jahren gehen George, seine Ehefrau Kerstin Wengler und die Bienen auf große Fahrt. In der Nähe von Brandenburg, am Sacrow-Paretzer-Kanal und am Ufer des Schlänitzsees wartet Raps auf die fleißigen Honigsammler, am Glindower See die Robinie und am Schwielochsee die Linden. Eine Genehmigung benötigt der Imker nicht. Wo Boote ankern dürfen, darf es auch sein Bienenschiff.

Alleine lässt er es selten. „Ich bin viel dabei“, sagt George, der seinen Ingenieurberuf schon lange an den Nagel gehängt hat und in seiner alten Heimat Senftenberg mehrere Steuerberatungsbüros betreibt. Während der Erntezeit, also von Mai bis Mitte Juli, legt er aber seine Sabbatmonate ein und ist häufiger auf dem Hausboot als im Büro anzutreffen.

Hausboot Fahren als Imker kein Urlaub

Doch Urlaub ist auch das nicht, es gibt immer etwas zu tun. „Ich bastele gerne“, sagt George – und so baut und repariert er die Bienenkisten selbst, schleudert den Honig und füllt ihn ab. Verkauft wird das Naturprodukt vor allem in Werder, wo die Marken „Inselhonig“ und „Honig vom Bienenboot“ schon ihre Liebhaber gefunden haben. Doch bei allem Stolz erhebt George keineswegs den Anspruch, der erste Bienenboot-Kapitän zu sein.

Diese Ehre gebühre den alten Ägyptern, die schon vor Tausenden Jahren mit Bienenkörben auf dem Bootsdeck den Nil heruntergeschippert seien. Und die Russen haben in den 40er- und 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf fahrenden Schiffen sogar Imkernachwuchs ausgebildet, hat George herausgefunden.

Soweit will er zwar nicht gehen, aber die Gewässer rund um Werder müssen für ihn nicht das Ende der Bienen-Schifffahrt sein. Richtung Norden möchte er einmal fahren, in die Prignitz oder in die Schorfheide. Dort warten die Heide, Sonnenblumen und Edelkastanien auf ihn und seine schwimmenden Honigsammler.