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Zu Gast in Angermünde

Wie die GDL-Basis ihren Chef empfängt

Angermünde / Lesedauer: 3 min

In der Öffentlichkeit zieht der Boss der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer viel Kritik auf sich. Grund sind die jüngsten Bahnstreiks. Inwieweit die Gewerkschaftsmitglieder noch hinter ihm stehen, erfuhr er in der Uckermark.
Veröffentlicht:14.11.2014, 12:53
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Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), hat zurzeit mit viel Gegenwind zu kämpfen. Die jüngst von der GDL organisierten Streiks bei der Deutschen Bahn stoßen bei Bahnkunden und Öffentlichkeit auf immer weniger Verständnis. Hauptargument der Kritiker: Der GDL gehe es in erster Linie gar nicht um Löhne und Arbeitsbedingungen der Lokführer, sondern darum, mit der Bahn auch über die Tarife der Zugbegleiter verhandeln zu können, obwohl sie dort nur eine kleine Minderheit der Mitarbeiter vertrete. Die GDL fechte einen Machtkampf mit der viel größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) aus.

Auch aus den eigenen Reihen gab es kritische Stimmen zum Auftreten der GDL-Führung in der Öffentlichkeit. Der in Angermünde organisierte GDL-Gewerkschafter Volker Siewke forderte gar den Rücktritt des Bundesvorsitzenden. Die direkte Auseinandersetzung mit Weselsky scheute der Sprecher der „Initiative für mehr Demokratie und Rechtstaatlichkeit in der GDL“ dann aber doch. Als der Gewerkschafsboss zuletzt die GDL-Ortsgruppe in Angermünde besuchte, fehlte Siewke bei der Sitzung.

Dabei wurde deutlich, dass der scharfe Kritiker innerhalb der Ortsgruppe Angermünde isoliert ist. Die anwesenden Lokführer stärkten Weselsky den Rücken, sodass der Boss nach der Sitzung sagen konnte, Siewke sei „feige weggerannt“, anstatt seine Forderung offen vorzutragen.

Der Gewerkschaftsboss verteidigt seine Auftritte

In Angermünde, wo die GDL nach eigenen Angaben 90 Prozent der Lokführer in ihren Reihen hat, erklärte der Bundesvorsitzende, es seien die Interessen der Mitglieder, für die er öffentlich den Kopf hinhalte. „Es hat unsere Mitglieder verletzt und traurig gemacht, dass sie als raffgierige Streikhanseln dargestellt worden sind. Dabei haben wir nur solche, bei denen heute schon feststeht, dass sie nicht reich werden. Für sie geht es um ein vernünftiges Einkommen zum Auskommen“, kritisierte Weselsky insbesondere die Berichterstattung in den Medien.

Der Druck auf die Gewerkschaft, der sich vor allem auf ihn als Führungsperson richte, sei sehr groß gewesen, sagt Weselsky. „Ich kann das nur wuppen, indem ich felsenfest davon überzeugt bin, dass ich im Auftrag unserer Mitglieder unterwegs bin und deren Interessen vertrete. Ich bleibe standfest, solange die Mitglieder fair, offen und demokratisch in der Diskussion um die besten Vorschläge ringen und sich am Ende des Prozesses gut aufgehoben fühlen“, ergänzte er vor seiner Abreise mit der Bahn.

Die große Mehrheit der in Angermünde organisierten Lokomotivführer fühlt sich jedenfalls gut vertreten von Weselsky, machte Ortsgruppenleiter Andreas Brückner deutlich. Für sie stehen die Inhalte im Vordergrund, die die GDL-Führung bei der Bahn durchsetzen will. Dabei gehe es unter anderem darum, dass die Wegezeiten zu Weiterbildungsorten künftig voll als Arbeitszeit anerkannt werden und nicht nur zur Hälfte wie bisher, so Brückner. Auch bei der Regelung der Lenk- und Ruhezeiten stütze die Ortsgruppe den Bundesvorstand, betonte Brückner. „Bei den Lkw-Fahrern sind die gesetzlich geregelt, bei uns nur tariflich.“