Denkmaltag
Demminer Barlachplatz ist jenseits des Schönen
Demmin / Lesedauer: 3 min
Auf dem Barlachplatz in Demmin sitzt am Vormittag ein Mann auf der Bank, mit Hund und Fahrrad. Sonst tut sich nicht viel in den historischen Anlagen. Nur zerbrochene Flaschen und Papierreste am Sockel des Kaiser-Wilhelm-Denkmals lassen erahnen, dass sich jüngst hier Menschen trafen und vielleicht gefeiert haben.
Am kommenden Sonntag, 8. September, soll mehr los sein auf dem Barlachplatz und in seiner Umgebung. Denn zum Tag des offenen Denkmals will das Demminer Regionalmuseum von 14 bis 17 Uhr den Platz sowie den angrenzenden Bebelplatz und das Ulanendenkmal in den Mittelpunkt rücken und die Geschichte der wechselnden Denkmale erzählen. „Jenseits des Guten und Schönen: unbequeme Denkmale?“ ist der Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr überschrieben. „Das bewusst provokant gewählte Thema lässt viel Spielraum für Interpretationen und kann somit auf fast jede Art von Denkmal bezogen werden“, meint Haidrun Pergande, Pressesprecherin des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte. 30 Denkmäler des Kreises nehmen an der Aktion teil.
5664 Baudenkmale und 22036 Bodendenkmale hat der Landkreis, der sich als untere Denkmalschutzbehörde um den Schutz und die Pflege der Denkmäler kümmern muss. „Zu den Bodendenkmalen gehören beispielsweise 2333 archäologische Fundplätze“, erklärt Pergande. Es gebe sowohl eine Liste für Boden- als auch für Baudenkmale. „Am Denkmalstatus der Objekte hat sich mit der Kreisgebietsreform nichts geändert.“ Wie sie sagt, werden zurzeit die Listen aus den früheren Kreisen zusammengefügt und alphabetisch nach Orten geordnet. „Außerdem werden Listen für das Geoportal aufgearbeitet“, so Pergande. Zu den herausragenden Denkmalen in der Region, die eine nationale Bedeutung haben, gehörten die Schlösser in Ivenack und Kummerow sowie die Klosterruine Dargun.
Aber um die soll es am Tag des offenen Denkmals nicht gehen. Der Denkmalwert einer Burg oder Kirche sei unangefochten, der Denkmalcharakter eines Schlosses oder historischen Herrenhauses häufig offensichtlich, so Pergande. Architekturperioden besonders aus jüngerer Bauzeit würden dagegen weniger akzeptiert, insbesondere die baulichen Erben des Nationalsozialismus oder der DDR. Sie geben immer mehr Anlass zur Diskussion. So stellt auch das Regionalmuseum Demmin die Frage, wie geht man verantwortungsvoll mit historisch belasteten ideologisch aufgeladenen Denkmalen um, wie mit Gebäuden, die auch negative Gefühle und Erinnerungen wecken.