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Massenselbstmorde

Demmins Tragödie schlägt mediale Wellen

Demmin / Lesedauer: 2 min

Wenn es um Massen-Suizide vom  Kriegsende geht, ist die Hansestadt mittlerweile eine gefragte Adresse: In- und ausländische Medien suchen hier jetzt wieder nach Stoff.
Veröffentlicht:17.03.2015, 17:29

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Willem Beusekamp kam als einer der Ersten. Im Januar 1995 recherchierte der Korrespondent der niederländischen Tageszeitung „de Volkskrant“ über die Ereignisse während der letzten Kriegstage in Demmin, wenig später erschien in dem angesehenen Blatt unter dem Titel „De verzwegen collectieve zelfmoord“ (Der verschwiegene kollektive Selbstmord) sein Bericht über die Demminer Tragödie. „Die Menschen hier haben uns erschütternde Sachen erzählt“, stellte Beusekamp am Ende seiner Recherchen fest.

50 Jahre nach Kriegsende herrschte damals aber auch bei Demminern selbst Erschütterung. Zum ersten Mal bekannten viele öffentlich, was zuvor ein halbes Jahrhundert lang unter einem durch staatliche Repression und gesellschaftliche Tabuisierung ausgebreiteten Mantel des Schweigens lag. Mit einem öffentlichen Kolloquium versuchte die Stadt im Frühjahr 1995 jene Tragödie aufzuarbeiten, die 1945 nach der Verwüstung großer Teile der Sowjetunion durch deutsche Truppen mit dem Einzug der Roten Armee über sie hereinbrach. 

Insbesondere zu Jahrestagen greifen Zeitungen, Magazine und Fernsehsender immer wieder die Demminer Ereignisse auf, obwohl Massensuizide sich auch andernorts in der Region und in Deutschland abspielten. Vom englischen "Daily Mirror" über "Stern" und Spiegel" bis zu Fernsehsendern berichteten Medien über das Thema.

Zeitzeuge hat zahlreiche Interview-Anfragen

Zum 70. Jahrestag des Kriegsendes wird das Thema offensichtlich erneut größere Wellen schlagen, nicht nur aufgrund des neuen Buches von Florian Huber. „Ich hatte“, sagt beispielsweise die Demminer Buchhändlerin Andrea Böhme, „schon eine belgische Journalistin da.“

Noch mehr merkt das Karl Schlösser. Der als differenzierender Zeitzeuge auch von Florian Huber befragte Künstler und Schriftsteller hatte mittlerweile schon wieder zahlreiche Interviewanfragen. ARD und ZDF, das österreichische Fernsehen und die britische BBC waren bereits bei ihm. „Die Schweizer wollten auch noch kommen“, erzählt er. „Aber da habe ich gesagt: Es reicht jetzt.“