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Es lohnt nicht mehr

Reisende auf dem Service-Abstellgleis

Demmin / Lesedauer: 2 min

Im Oktober wird der Reiseservice am Bahnhof schließen. Fahrkarten gibt es dann zwar noch am Automaten oder über das Internet, doch Zugreisenden wird einiges mehr fehlen. Zum Beispiel die persönliche Beratung.
Veröffentlicht:19.08.2014, 19:40

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Fast unscheinbar wirkt der Zettel neben dem Eingang: „Gewerberäume zu vermieten“, dazu ein Datum, eine Telefonnummer der Stadtverwaltung, ein Foto des blauen Pavillons, an dem der Zettel klebt. Nüchtern verkündet er das Ende eines weiteren Stückes Service in der Hansestadt. Am 24. Oktober ist Schluss. Dann müssen Zugreisende in Demmin ihre Fahrkarten ohne persönliche Beratung kaufen, online oder am Automaten. Denn Lothar Hardt schließt seinen Reiseservice am Bahnhof.

„Schade“, findet Steffie Eggert. Die Studentin ist vor allem in den Semesterferien viel mit dem Zug unterwegs. Gerade hat sie eine Fahrkarte nach Flensburg gekauft, um dort Freunde zu besuchen, und hält jetzt einen Stapel Papiere in der Hand. „Er hat mir verschiedene Sachen ausgedruckt“, sagt sie, „das kann ich mir jetzt in Ruhe anschauen.“ Ohne den Reiseservice müsste sie dafür selbst im Internet recherchieren. „Das ist hier einfacher.“

Ersatzverkehr und Automaten lassen keine Wahl

Doch während für die junge Frau der Unterschied im Aufwand liegt, haben andere erst gar nicht die Möglichkeit, sich im Netz selbst einen Weg durch die Fahrpläne und Tarife zu suchen. Nicht jeder besitze schließlich einen Internetzugang, beklagte sich eine Bahnreisende am Telefon unserer Redaktion. Ihnen wird Lothar Hardt besonders fehlen. Doch der 61-Jährige sieht keine andere Möglichkeit mehr als aufzuhören. Umsatzverluste durch häufigen Schienenersatzverkehr und die Forcierung des Verkaufs über Online-Kanäle und Automaten durch die Bahn führte er darin ebenso an wie massive Kürzungen der Provisionen in seinem neuen Vertrag. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei damit nicht mehr möglich.

Das hat sich zwischenzeitlich bei den Vertragsverhandlungen offenbar noch verschlimmert. Weil die Verkaufsstelle im nächsten Jahr von Bahn und Land nicht mehr bestellt werde, konnte er zwar noch als freie Agentur arbeiten. Doch die Bedingungen dabei wären nach seiner Auskunft extrem schlecht. „Es würde sich nicht lohnen, die Tür aufzuschließen.“ Hardt sieht deshalb nur noch die Möglichkeit, seinen Demminer Betrieb zu schließen.