StartseiteRegionalDemminSeenplatten-Landkreis sucht Plätze für Flüchtlinge

Am Limit

Seenplatten-Landkreis sucht Plätze für Flüchtlinge

Demmin / Lesedauer: 3 min

Die Konflikte in der Welt machen auch in der Region die Plätze für Asylbewerber knapp. Die dezentrale Unterbringung ermöglicht ihnen zwar ein recht normales Leben, stellt aber Behörden vor neue Schwierigkeiten.
Veröffentlicht:29.08.2014, 20:06

Artikel teilen:

Wenn der scheidende Ordnungsamtsleiter des Kreises, Rainer Plötz, während seiner letzten Wochen im Amt die Nachrichten sah, dann konnte ihn schon einmal Sorge beschleichen. Krieg, Konflikt, Flucht, Vertreibung. Die Zahl der Flüchtlinge und Asylbewerber – das ist absehbar – könnte steigen und auch der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte wird dann einen Teil davon aufnehmen müssen.

Vorschläge werden von Schwerin abgelehnt

Wie aber ist er darauf vorbereitet? Schon jetzt gibt es offenbar Probleme, genügend Plätze für die eigene Quote zur Verfügung zu stellen. „Wir sind am Limit“, sagt Plötz. „Es ist schwierig.“ Das liegt nach seiner Darstellung nicht nur an der Frage des Angebots, sondern auch an übergeordneten Stellen: „Unsere Vorschläge werden oft vom Land abgelehnt. Das Land ist nicht bereit, Kompromisse einzugehen.“

618 Asylbewerber und 490 geduldete Ausländer leben laut Ordnungsamt derzeit im Seenplatte-Kreis. An besonderen Fällen aus Krisengebieten gibt es 97 Aufenthaltsgenehmigungen und vier Duldungen für Syrer sowie einen Asylbewerber aus der Ukraine. Bei 260 000 Einwohnern im Landkreis ist das nicht einmal ein halbes Prozent der Bevölkerung.

Wenig im Vergleich zu anderen deutschen Regionen, aber die Plätze sind dennoch knapp geworden. 531 Plätze gibt es derzeit in den Heimen in Neubrandenburg und Friedland. Mit den dezentralen Unterkünften halten sie sich in etwa die Waage. „Weitere Kapazitäten“, so das Ordnungsamt, „müssen zeitnah zur Erfüllung der Aufnahmequote erschlossen werden.“

Asylbewerber in der Stadt untergebracht

Dass sich das hinzieht, liegt nach Einschätzung von Plötz zumindest teilweise auch an der Vorgabe einer möglichst dezentralen Unterbringung wie beispielsweise in Demmin. Hier leben Asylbewerber in einigen Wohnungen. Aus Sicht der Stadt eine gute Lösung. Auf diese Weise sei eine erfolgreiche Integration am besten zu gewährleisten, meinte Bürgermeister Michael Koch (CDU), als der Kreis die Wohnungen anmietete.

Auch der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Peter Ritter, spricht sich nach wie vor stark für dezentrale Unterbringung aus. Dabei ist ihm bewusst, dass sie nicht für alle Betroffenen die beste Lösung ist. Gerade in der Anfangszeit könne für Alleinstehende ein Heim geeigneter sein. Insgesamt aber bedeute sie für die betroffenen Menschen die Möglichkeit, ein halbwegs normales Leben zu führen, insbesondere für Familien mit Kindern.

„Andererseits stellt es die Begleitung vor neue Herausforderungen. Man muss sich mit mehr Personal um die Menschen kümmern. Da gibt es noch Nachholbedarf.“ Weil die Landkreise das allein nicht leisten könnten, werde seine Fraktion versuchen, über den nächsten Doppelhaushalt des Landes finanziell nachzusteuern. „Sonst“, so Ritter, „ist es nur eine halbherzige Sache.“