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Demminer fragt: Wo ist Chicco?

Vermisster Hund soll im Internet zu sehen sein

Demmin / Lesedauer: 4 min

Vor einem Jahr ist Boxermischling Chicco seinem Besitzer entlaufen. Jetzt hat ihn Robert Giese in einem Internet-Video gesehen, das Tierschützer im November in Meesiger offenbar heimlich drehten.
Veröffentlicht:15.12.2013, 17:23
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Robert Giese hat Chicco sofort erkannt. „Das ist mein Hund“, sagt der Demminer aufgeregt. Durch Zufall stolperte er bei Facebook über einen kurzen Videoclip. „Den haben Tierschützer bei einem Besuch in Meesiger heimlich gedreht und ihn dann ins Netz gestellt“, schildert der junge Mann. Zu sehen sind mehrere Tiere in Zwingern, etwa in der Mitte des Films fängt die Kamera einen Boxer ein. „Den weißen Fleck habe ich sofort erkannt. So ein Hund ist wie ein Kind, man erkennt ihn überall.“

"Das Video ist Ende November gedreht worden, da war er also noch da"

Doch wie kommt der Hund von Robert Giese in dieses Video? Vor gut einem Jahr, den Tag weiß er nicht mehr so ganz genau, ist Chicco beim Spazierengehen in der Hansestadt weggelaufen. „Nach einem halben Jahr habe ich ihn tot geglaubt“, sagt Giese. Und jetzt, ein Jahr nach dem Verschwinden, das. Robert Giese machte sich sofort auf den Weg nach Meesiger. Hier wurde das Video gedreht, in dem Chicco auftaucht, und hierher kommen Hunde von Amts wegen, wenn sie in Demmin und auch anderen Städten herrenlos aufgefunden werden. Auf dem Gelände konnte Robert Giese seinen nunmehr vier Jahre alten Chicco aber nicht finden. „Das Video ist Ende November gedreht worden, da war er also noch da. Doch wo bitte ist er jetzt?“, fragt der Demminer aufgebracht.

Giese meldete sich nicht beim Fundbüro - ein Fehler

Vor Ort habe er keine Antwort auf diese Frage bekommen, dafür habe der Eigentümer die Polizei gerufen, „weil Besucher offenbar unerwünscht sind“, vermutet Robert Giese. Er erfuhr nur, dass er sich an das städtische Ordnungsamt wenden müsse. Dorthin führte ihn schließlich der nächste Weg. „Aber auch hier konnte mir niemand sagen, was mit meinem Hund passiert ist.“ Herrenlose Hunde, die im Stadtgebiet von Demmin aufgegriffen werden, gibt die Stadt in die Hände von Henry Ciesilski. „Er ist unser Vertragspartner und kümmert sich um die Tiere“, erläutert Ordnungsamtschef Günther Behnke. Ein Besitzer, der sein Tier verloren habe, könne sich im städtischen Fundbüro melden, andersherum veröffentliche das Amt so genannte Fundtiere, mit dem Hinweis, dass sich Halter beim Ordnungsamt melden können. Das hat Robert Giese offenbar versäumt. „Das ist das, was ich mir heute echt zum Vorwurf mache. Doch ich wusste es nicht besser und ich habe zuvor noch nie etwas von dieser merkwürdigen Auffangstation in Meesiger gehört“, sagt Robert Giese.

"Der Hund im Video ist schon viel länger da"

Vier Wochen würde so ein Fundtier quasi für die Stadt verwahrt, danach gehe es in das Eigentum des Vertragspartners über. „Schließlich müssen wir diese Unterbringung bezahlen und das mit Steuergeldern. Niemand kann erwarten, dass Fundsachen über ein Jahr lang aufbewahrt werden“, meint Günther Behnke, der sich im Übrigen darüber wundert, dass Robert Giese nach dem Verlust nicht den Weg ins Amt fand. Auf den Besuch von Robert Giese jetzt im Amt hat Günther Behnke Unterlagen gewälzt und geschaut, ob es sich bei dem Hund aus dem Video tatsächlich um den von Robert Giese handeln könnte. „Doch das kann gar nicht sein. Der Hund im Video ist schon viel länger da, als Herr Giese seinen Hund vermisst“, ist Günther Behnke überzeugt.

Von Henry Ciesilsky, dem Vertragspartner, der in Meesiger die herrenlosen Hunde aufnimmt, war nur wenig zu diesem Vorfall zu erfahren. Nur so viel: Seine Anlage unterliege einer Genehmigungspflicht und werde regelmäßig vom zuständigen Veterinäramt überprüft. Zudem führe er über jedes Tier, das zu ihm komme, akkurat Buch. Doch Auskunft über die Vierbeiner, die hier leben, dürfe er laut seiner Verträge gar nicht geben, dafür seien die Ämter zuständig. „Wenn jemand einen Hund vermisst, muss er Rücksprache mit dem Amt halten.“ Im Übrigen habe er in dieser Angelegenheit juristische Schritte eingeleitet, auch gegen Robert Giese.