StartseiteRatgeberApp soll Essensverschwendung stoppen

Reste nutzen

App soll Essensverschwendung stoppen

Berlin. / Lesedauer: 3 min

Jedes Jahr landen in Deutschland etwa elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll – eine gewaltige Zahl. Doch was kann man dagegen tun? Ein junges Berliner Unternehmen und eine Initiative haben da ein paar Ideen.
Veröffentlicht:21.12.2016, 17:21
Artikel teilen:

Ob Gänsebraten, Raclette oder doch Würstchen mit Kartoffelsalat – jede Familie hat an Weihnachten ihre eigenen Essens-Traditionen. Was jedoch viele vereint: Häufig reicht der Hunger nicht aus, um alles auf dem reichhaltig gedeckten Tisch aufzuessen. „An den Feiertagen lässt man es sich gut gehen. Da hat man Gäste und kauft eher großzügig ein, es soll ja niemand zu kurz kommen“, sagt Frank Waskow von der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen. Manch ein Festtagsschmaus landet so im Müll.

Lebensmittelverschwendung wird an den Festtagen besonders deutlich, ist jedoch das ganze Jahr ein Problem. Durchschnittlich wandern pro Verbraucher in Deutschland jährlich 81,6 Kilo Lebensmittel in die Abfalltonne. Wie aus einer vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Studie der Universität Stuttgart hervorgeht, werden hierzulande jedes Jahr etwa elf  Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. In der EU sind es 88 Millionen Tonnen – auf Bauernhöfen, im Einzelhandel, in Restaurants und in Privathaushalten.

Viele Verbraucher interpretieren Mindesthaltbarkeitsdatum falsch

Die Europäische Union (EU) will diese Menge bis zum Jahr 2030 halbieren. Zu diesem Zweck hat die EU-Kommission die „Plattform für Lebensmittelverluste und -verschwendung“ mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft gegründet. Sie sollen unter anderem daran arbeiten, Lebensmittelspenden zu erleichtern.

Außerdem soll das Verständnis des Mindesthaltbarkeitsdatums in der Bevölkerung verbessert werden. Denn: Nach einer Eurobarometer-Umfrage interpretieren viele Verbraucher die Datumsangabe falsch und werfen Lebensmittel weg, obwohl sie noch genießbar sind. Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt an, wie lange bei richtiger Lagerung spezifische Eigenschaften wie Farbe, Konsistenz und Geschmack, mindestens erhalten bleiben. Die Angabe bedeutet nicht, dass Lebensmittel nach Ablauf des Datums weggeschmissen
werden müssen.

Berliner Start-up wendet sich an Gastronomie

Auch in der Gastronomie landen Lebensmittel im Müll, die noch bedenkenlos gegessen werden könnten – in Deutschland etwa eine Million Tonnen pro Jahr. Ein Berliner Start-up will dagegen etwas tun: „Wir haben uns überlegt, dass wir das, was abends sonst im Restaurant entsorgt werden würde, weiter verwenden wollen“, sagt Marvin Schawe von Meal-Saver. Sein Unternehmen hat eine App entwickelt, um übrig gebliebenes Essen aus der Gastronomie unter die Leute zu bringen. Die App zeigt an, welche Restaurants in der Nähe gerade welche Speisen anbieten. Für 1,50  Euro bis 4,50  Euro können App-Besitzer dann zuschlagen.

Aktuell beteiligen sich in Berlin rund 160 Restaurants an der Aktion. „Damit haben wir bisher über eine Tonne Lebensmittel vor der Verschwendung bewahrt“, sagt Schawe. 2017 soll die App auch in anderen deutschen Städten an den Start gehen. Schawe meint: „Uns geht es auch darum, die Menschen generell für das Problem der Verschwendung zu sensibilisieren.“

Digitale Initiativen könnten das Problem lösen

Die Initiative Foodsharing will ebenfalls zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln beitragen. Mit Hilfe öffentlich zugänglicher Kühlschränke oder Regale und über die Website der Bewegung teilen die Mitglieder seit 2012 Essen. Die Lebensmittel stammen aus Privathaushalten und Supermärkten. „Obwohl es uns noch nicht lange gibt, haben wir schon 460.000  Mal Lebensmittel abgeholt und somit circa zehn Millionen Kilo Essen verteilt“, sagt Nicole Klaski von Foodsharing. Sie sammelt Lebensmittel in Supermärkten ein und verschenkt sie dann.

Initiativen und Start-ups wie Meal-Saver und Foodsharing könnten das Problem der Lebensmittelverschwendung natürlich nicht komplett lösen, sagt Verbraucherschützer Frank Waskow. „Aber diese vielen kleinen Bausteine tragen zum erhöhten Bewusstsein bei. Das ist ein guter Nährboden, auf dem die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung aufsetzen kann.“