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Dreikäsehoch im Netz

Digitaler Siegeszug im Kinderzimmer

Berlin / Lesedauer: 2 min

Neben Lego-Steinen liegt in immer mehr Kinderzimmern das Tablet, mit dem schon Dreijährige ihren Weg in die digitale Welt suchen. Eine Studie ordnet das Phänomen jetzt ein.
Veröffentlicht:23.06.2015, 19:52
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Die Generation Smartphone verblüfft als erste ihre Eltern – und das oft schon im Kleinkindalter. „Es erstaunt mich sehr, wie die mit diesen Dingern umgehen können“, sagt eine junge Mutter über die digitale Früh-Reife ihrer drei und fünf Jahre alten Kinder. Die Mutter eines Sechsjährigen wundert sich: „Wischen ist heutzutage wohl angeboren“ – also das flotte Navigieren auf einem Touchscreen.

Viele dieser anonym festgehaltenen Eindrücke amüsierter, irritierter und besorgter Eltern finden sich in der 150-seitigen Studie „Kinder in der digitalen Welt“, die Familienministerin Manuela Schwesig am Dienstag vorgestellt hat. Darin weisen das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) und das Sozialforschungsinstitut Sinus nach, wie stark das Internet längst in die Kinderzimmer von Drei- bis Achtjährigen in Deutschland vorgedrungen ist.

Bei Achtjährigen sind Computer selbstverständlich

Von den älteren Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen kannte man den Siegeszug des Digitalen aus einem Report des DIVSI (9 bis 24 Jahre) sowie Umfragen des Verbandes Bitkom. Die Studie hatte 2014 aufgezeigt, dass kindliche Begeisterung fürs Netz nicht gleich zu digitalen Genies führt: Achtklässler in Deutschland liegen mit ihren Computer-Kompetenzen nur im internationalen Mittelfeld.

Nach der DIVSI/Sinus-Befragung von gut 1000 kleinen Kindern und mehr als 1800 Eltern ist klar, dass Computer, Laptop und Smartphone hierzulande bereits vom sprichwörtlichen Dreikäsehoch genutzt werden. Bei Achtjährigen sind Spielen und Lernen am Rechner dann schon mehrheitlich eine Selbstverständlichkeit.

65 Prozent der Eltern sind überzeugt, dass ihre Sprösslinge digitale Kompetenz erwerben müssen – „um nicht von der Gesellschaft abgehängt zu werden“, wie Schwesig, selbst Mutter eines Achtjährigen, sagt. Dabei schwanken die Eltern dieser „Digital Natives“ zwischen Faszination, Gelassenheit, Vorsicht und Abwehrreflexen. Für zwei Drittel der Eltern sei ein Internet-Verbot „Mittel der Wahl“, ohne dass dies natürlich komplett kontrollierbar sei, sagt Sinus-
Direktorin Silke Borgstedt.

Entscheidend dafür, ob Kinder im Netz unterwegs sein dürfen, sei die Nähe der Eltern zur „digitalen Lebenswelt“. Wichtig für die Kinder sei der Schutz vor Gefahren, „ohne ständig beaufsichtigt zu werden bei jedem Klick“, sagt die Wissenschaftliche DIVSI-Leiterin
Joanna Schmölz.