StartseiteRatgeberDoch keine Förderung für flächendeckendes Breitband?

Firma bietet Dörfern Eigenausbau der Netze an

Doch keine Förderung für flächendeckendes Breitband?

Rostock / Lesedauer: 2 min

Mit 709 Millionen Euro will der Bund den Breitbandausbau in Mecklenburg-Vorpommern fördern. Doch das Geld droht verloren zu gehen, wenn einzelne Kommunen mit einem eigenen Privatanbieter ausscheren.
Veröffentlicht:30.11.2016, 18:56
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Als Erfolgscoup für Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD) hatten die Landkreise Ende August die Einwerbung von insgesamt 709 Millionen Euro Bundesmitteln für den Ausbau des Breitbandnetzes gefeiert. Doch nun drohen die Gelder verloren zu gehen, sollten einzelne Kommunen aus dem flächendeckenden Gemeinschaftsprojekt ausscheren.

Hintergrund ist eine Offerte des privaten Netzanbieters Deutsche Glasfaser Netz Entwicklungs GmbH, die zunächst in den Landkreisen Rostock und Nordwestmecklenburg das Netz auf eigene Faust ausbauen will. Das Unternehmen aus Borken in Nordrhein-Westfalen hat inzwischen ausgewählten Kommunen rund um Rostock Offerten unterbreitet. Der Internet-Beschleuniger, der eine Telefon- und Internet-Flatrate zur monatlichen Grundgebühr von 34,95 Euro anbietet, will die Verlegung von Glasfasern auf eigene Kosten übernehmen. Voraussetzung: Mindestens 40 Prozent aller Haushalte in den jeweiligen Kommunen wechseln mit ihren Anschlüssen für mindestens 24 Monate zu ihm. Anschließend würden sich die Gebühren deutlich erhöhen.

Abgelegene Dörfer könnten auf Jahre abgehängt sein

„Wir bieten zunächst in großen Teilen im Amtsbereich Warnow-West und den umliegenden nicht geförderten Gebieten den privatwirtschaftlichen Ausbau an”, sagt Regionalmanager Ralf Pütz. Dazu zählten auch Bad Doberan, Kühlungsborn und Elmenhorst-Lichtenhagen. Eine entsprechende Akzeptanzanfrage unter den Bürgern soll im Januar in Stäbelow starten. Der Ausbau könnte im April 2017 beginnen, sodass die Einwohner bis zum Frühjahr 2018 mit Tempo 100 Megabit pro Sekunde surfen könnten. Auch im Landkreis Vorpommern-Rügen sowie in Teilen Brandenburgs, für das der Bund unlängst weitere zwölf Millionen Euro Breitbandförderung ankündigte, plane die Deutsche Glasfaser eigene Projekte, bestätigt Pütz.

Komme es jedoch in einem einzigen Ort zum Vertrag mit der Glasfaser-Holding, entfalle die Förderung des Bundes für den Breitbandausbau in der gesamten Region, warnt der für Digitalisierung zuständige Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Philipp da Cunha. „Wir dürfen unser gemeinsames Ziel eines flächendeckenden Netzausbaus nicht aus den Augen verlieren”, mahnt er. Es wäre verheerend, wenn einige lukrative Gegenden schnelles Internet bekämen, während abgelegene Dörfer auf Jahre vom Ausbau abgehängt würden. Tatsächlich halten es Experten für wenig wahrscheinlich, dass eventuell benachteiligte Orte dann auf neu zu stellende Förderanträge noch einmal eine Zusage vom Bund bekämen.