Computerspiele als Sportart
Warum sich die Bundesliga auf Konsolen-Zocker einschießt
Berlin / Lesedauer: 2 min
Jahrelang war Robin Dutt als Bundesligatrainer aktiv, nun engagierte er sich in der virtuellen Fußballwelt. Seit einiger Zeit ist Dutt Berater der Agentur „eSports-Reputation”. Im Interview erklärt der 52-Jährige, welche Möglichkeiten E-Sport bietet, warum Deutschland noch aufholen kann und weshalb er dennoch nicht in einer komplett digitalisierten Sportwelt leben möchte.
Warum sehen Sie so ein großes Potenzial im E-Sport?
Der reale Fußball muss sich insbesondere mit den 14- bis 30-Jährigen auseinandersetzen, dass die jungen Leute auch in Zukunft noch ins Stadion gehen. E-Sport bietet eine Möglichkeit, diese Zielgruppe zu erreichen und über das Gaming an den Verein heranzuführen. Die Fußballvereine versuchen, alle möglichen Märkte, vor allem die asiatischen, zu erobern. Mit prominenten E-Sportlern unter Vertrag könnte man online weitaus öfter auf diesen Märkten präsent sein, als nur einmal im Jahr die Bundesligamannschaft nach Asien zu schicken. Auch viele Werbepartner könnten ihr Sponsoring künftig von E-Sport-Engagement des Vereins abhängig machen.
Schmerzt Ihnen als leidenschaftlicher Vollblut-Fußballer nicht das Herz, wenn die Sportstars der Zukunft vor der Konsole sitzen?
Ich hoffe, dass die Balance zwischen klassischem und virtuellem Sport ausgewogen bleibt. Aber wir leben in einer digitalisierten Welt. Wir lernen in der Schule nicht mehr an der Schiefertafel, Laptops und iPads sind völlig normal. Wir haben alles digitalisiert, da kann man nicht daran festhalten, dass nur beim Fußball alles so bleibt, wie es immer war.
Es hilft ja nichts, die Augen zu verschließen, und wenn wir sie öffnen, sind statt 80 000 Zuschauern nur noch 8000 im Stadion. Die Welten werden sich vermischen, und es ist mein Anliegen, dass beide Welten überleben, dass wir nicht irgendwann nur noch in einer komplett digitalisierten Sportwelt leben.
Wo steht Deutschland in Sachen E-Sport im internationalen Vergleich?
Deutschland hinkt noch etwas hinterher. Wir haben beispielsweise keinen Top-E-Sportler unter den ersten 20 der Welt, was die Preisgelder betrifft. Und schauen Sie in die Niederlande oder nach Frankreich – dort sind inzwischen alle Fußball-Erstliga-Vereine verpflichtet, eine E-Sport-Abteilung einzurichten. Da ist noch Luft nach oben.