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Mit Volldampf voraus

Eine Alternative für Quarzer? - Teil 2

Neubrandenburg / Lesedauer: 5 min

Gestank, Asche und gesundheitsschädlich. Rauchen nervt – auch auch viele Qualmer. Doch die Sucht ist bequem. Ist das Inhalieren von E-Zigaretten und Hightech-Pfeifen eine Alternative? Von einem der nun dampft statt qualmt – Teil 2.
Veröffentlicht:01.02.2017, 08:00

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Die Pfeife blieb seither im Schrank. „Durch das Rauchen habe ich mir das Inhalieren angewöhnt und konnte nicht mehr paffen“, sagt er leicht wehmütig. Und obwohl er gerne rauchte, gab es auch Dinge, die ihn daran nervten. „Ich arbeite von zu Hause aus, rauchte also in der Wohnung. Und überall war es zu sehen – gelbe Wände, Asche, Tabakkrümel überall.“ Die Spitze vom Eisberg sei allerdings gewesen, als er sich beinahe selbst in Brand steckte, weil sich seine Hose durch eine herabfallende Glut entzündete.

Unzählige Versuche habe der 43-Jährige aus Berlin unternommen, mit dem Rauchen Schluss zu machen. Niemals länger als ein Jahr kam er von der Kippe los. „Akupunktur, Bachblüten, Schüßler-Salze, Fasten und Entschlacken.“

Von der Kippe zum Verdampfer

Er habe beinahe alles ausprobiert, was es gibt. „Ich habe immer Gründe gefunden, um nicht aufzuhören. Zu viel Arbeit, zu wenig Arbeit, Stress, Langeweile – ich habe mir letztlich selbst nicht mehr vertraut und darauf gehofft, der Arzt würde irgendetwas sagen, was fruchtet.“ Mit einem Quietschen in der Lunge ließ er sich untersuchen. Doch auch die Warnungen des Arztes halfen nicht beim Entzug.

Irgendwann hörte er von der elektronischen Variante der Zigarette – dem Verdampfer. In einem Katalog für allerlei technischen Schnickschnack fand er seine erste E-Zigarette. Das war 2012 und das Modell noch recht störanfällig.

Sie liefen aus oder hielten nicht sehr lange. Das Dampfen machte noch nicht wirklich Spaß, wie er sagt. Heute seien die meisten E-Zigaretten durch ausgereiftere Technik zuverlässiger. Und immer wieder kommen neue Erfindungen hinzu, um das Dampferlebnis noch besser zu machen.

Neue Modelle machen mehr Spaß

Anfangs rauchte Berno Hellmann noch die herkömmliche und die elektronische Variante parallel. Doch seit vergangenem Sommer ist es vorbei mit der Pyro – zumindest fast. „Ich habe mir seither noch ein paar Mal eine angezündet, aus Neugier.

Aber inzwischen kann ich sie nicht mal mehr zu Ende rauchen – es ist einfach zu eklig.“ Und auch vom Nikotin kommt der ehemalige Kettenraucher langsam los. „Anfangs habe ich noch mit sehr hohen Nikotinwerten, die höchsten, die es gibt, liegen bei 24 mg pro Milliliter, angefangen.

Inzwischen bin ich bei 9 mg und mein Ziel sind 6 mg.“ Umso weniger Nikotin die Liquids enthalten, desto besser sei auch der Geschmack, beschreibt der Berliner. Er selbst habe sich inzwischen auf Zitrusfrüchte-Aromen festgelegt. „Es ist schon komisch. Anfangs denkt man, man will Tabakgeschmack und probiert das auch aus. Aber irgendwann schmecken die anderen Sorten einfach besser.“ Überhaupt: Die Effekte der Umstellung scheinen enorm, wie er beschreibt. Er sei insgesamt fitter, das Pfeifen in der Lunge existiere nicht mehr. „Keine trockenen Schleimhäute mehr, keine Probleme mit der Nase oder Lunge. Ich habe sogar Lust, Sport zu machen.“

Nachteile? „Das HW-Virus, das Haben-Wollen-Virus. Das Dampfen ist zum Hobby geworden. Die Technik begeistert und die Modelle werden immer spannender. Und es gibt sie auch als Pfeifen.“

Ausgetauscht wird sich meist im Internet

Und was hält er von den Berichten in den Medien? Zum Beispiel von den vermeintlich gefährlichen Stoffen, die in den Flüssigkeiten, die verdampft werden, gefunden wurden? Mythen oder Tatsachen? „Die Testmethoden waren sehr schlecht“, behauptet Berno Hellmann. „Und es wurden nur so geringe Mengen in ganz wenigen Liquids gefunden, dass sie nicht der Rede wert sind. Das ist also Quatsch.“ Und auch um explodierende Akkus müsse sich kein Dampfer sorgen. Das werde selten erwähnt: Die Dampferszene sei eine Bastler-Szene. Sie tauscht sich bei Stammtischen, in Shops oder im Internet aus. Viele scheinen besonders technikaffin zu sein.

Doch dies sei keinesfalls ein Muss, um vom Raucher zum Dampfer zu werden. Die meist in Amerika explodierten Akkus, über die berichtet wurde, wären selbst zusammengebaut gewesen. „Wer europäische Produkte kauft, kann sich sicher sein, dass deren Akkus durch dieselben Tests gehen wie Laptops oder Handys.“

Viele Aspekte sind noch ungeklärt

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie rät jedoch von der E-Zigarette ab, wenn es um die Tabakentwöhnung geht. „Wir wissen, dass es manchen Menschen geholfen hat, von der Zigarette loszukommen. Aber bisher stufen wir dies als Einzelfälle ein. Auch hier fehlt es an Langzeitstudien“, erklärt Doktor Hans Wahn.

Zu viele Fragen seien offen. Zudem sprechen sich viele Mediziner gegen den Rauch-Stopp durch das Dampfen aus, weil eine Angewohnheit nur durch eine andere ersetzt werde. Das gesamte Thema sei noch unzureichend erforscht. Und das sei auch kein Wunder, meint der Arzt. Die Erforschung, vor allem der langfristigen Folgen, braucht eben Zeit. Der Pneumologe gibt zu Bedenken: „Überlegen Sie, wie lange es gedauert hat, trotz wissenschaftlicher Belege, bis in Sachen Passivrauchen beim Tabak gehandelt wurde.“ Da könne bei einem Produkt, dass gerade mal ein paar Jahre auf dem Markt ist und sich erst nach und nach verbreite, niemand Wunder erwarten.

Der Lungenarzt räumt jedoch ein, dass das Verdampfen besser für den Körper von Rauchern sei, als die Verbrennung von Tabakprodukten. Die häufigste Todesursache bei Rauchern ist Krebs. Die häufigste Todesursache von Dampfern wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.