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Alarmierender Trend

Kinder mit gefährlichem Schlankheitswahn

München / Lesedauer: 2 min

Pünktlich zum Sommer sollen die Pfunde purzeln. Gesellschaftlicher Druck und Trugbilder in den Medien führen aber zu einem gefährlichen Figurdiktat.
Veröffentlicht:11.07.2013, 10:30
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Pinkfarbene Rüschen-Bikinis, gelbe Tank-Tops: Die Bademode des Sommers ist bunt und knapp. Und so bringt die Sonne an den Tag, was im Winter kaschiert werden kann. Spätestens zur Badesaison sagen viele den Pölsterchen an der Hüfte, dem Bauchansatz oder den schlaffen Oberschenkeln den Kampf an. Statt bewusster Ernährung setzen vor allem Jugendliche auf Crash-Diäten, die zu Essstörungen wie Magersucht (Anorexie) und Ess-Brech-Sucht (Bulimie) führen können. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts liegt bei etwa einem Fünftel der 11- bis 17-Jährigen in Deutschland ein Verdacht auf eine Essstörung vor.

"Wenn im Frühjahr die Fotos mit Bikinis in die Zeitschriften kommen, steigt bei vielen der Angstpegel, dass man sich so zeigen müsste", sagt Andreas Schnebel, Geschäftsführer des Bundesfachverbandes für Essstörungen in München. "Wir spüren das dann in unseren Beratungsstellen, mit denen wir in der vordersten Linie agieren."


Auch Jungs oft essgestört


Besonders alarmierend sei, dass die von Essstörungen Betroffenen immer jünger werden: "Das Einstiegs-Durchschnittsalter für Magersucht ist 16 bis 17, für Bulimie knapp 20 Jahre, doch wir sehen immer mehr auch 12-Jährige in den Beratungsstellen." Auch die Männerwelt hat der Schlankheitswahn nach Angaben Schnebels erreicht:"Es kommen immer mehr Jungs mit Essstörungen, seit die Sixpack-Figur mit genau definierten Bauchmuskeln propagiert wird."


Gründe für den gefährlichen Schlankheitswahn sieht Schnebel im gesellschaftlichen "Fixiertsein aufs Dünnsein": "Heute sehen sich ja schon Sieben- bis Achtjährige Castingshows im Fernsehen an." Hinzu komme, dass bei falscher Ernährung mit zu viel Zucker, Fett und Salz schon Kinder keine gesunde Figur mehr hätten. Trotzdem wolle jeder begehrenswert erscheinen und keine Angriffspunkte für Mobbing bieten: "Wenn ein Mädchen dann in der Schule zu hören bekommt, dass sie einen dicken Po hat, dann hört sie auf zu essen. Das kann sich so verselbstständigen, dass sie nicht mehr aufhören kann mit dem Abnehmen."


Mode nur für sehr Schlanke


Auch die Modeindustrie trage eine Mitschuld: "Meist sind die Sachen angesagt, die nur sehr Schlanke tragen können", sagt Schnebel. Untergewichtige Models und Fotobearbeitungsprogramme bauten zudem unrealistische Schönheitsideale auf: "Das sind ziemliche Kunstfiguren."