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Tipps für die Pubertät

Wenn Kinder erwachsen werden

Neubrandenburg / Lesedauer: 5 min

Ausflippen bei Kleinigkeiten, schnippische Antworten, respektlose Bemerkungen. Das sind sichere Anzeichen dafür, dass Sohn oder Tochter in der Pubertät stecken. Eltern haben es in dieser Zeit der Hormonstürme nicht leicht. Aber ein paar gute Ratschläge helfen weiter. 
Veröffentlicht:05.05.2015, 13:38

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Endlich Feierabend nach einem harten Arbeitstag. Aber dann geht der Stress zu Hause weiter. Die Spülmaschine ist nicht ausgeräumt. Mappe, Jacken, Schuhe liegen im Flur herum. Statt Hausaufgaben zu machen, lümmelt das Kind auf dem Bett und beschäftigt sich mit dem Telefon. Und überhaupt, wie es im Zimmer schon wieder aussieht? Die einzige Reaktion: Töchterchen verdreht die Augen, macht eine patzige Bemerkung. Die Mutter schimpft los, das Kind gibt freche Widerworte. Am Ende schreien sich beide an, Türen knallen, Funkstille. Und ein schlechtes Gewissen bei der Mutter. 

Vielen Eltern kommen solche Szenen sehr bekannt vor. Wenn das Kind 12 oder 13 Jahre alt ist, steckt es mittendrin in den Hormonstürmen der Pubertät. „Eine ganz normale Entwicklungsphase“, sagt Sabine Kulow, Leiterin der Awo-Familienbildungsstätte in Neubrandenburg. Für viele Eltern sei die beginnende Abnabelung des Kindes aber eine Zeit großer Sorgen, weil sich das Verhältnis zueinander komplett verändere. Wie kann ich noch Grenzen setzen? Wie reagiere ich, wenn meine Regeln nicht mehr beachtet werden? Was mache ich, wenn die Kinder unter falschen Einfluss geraten? Wie reagiere ich auf Respektlosigkeit?

Sabine Kulow weiß, was Mütter und Väter dann beschäftigt. Sie bietet regelmäßig Elternkurse zum Thema Pubertät an. „Dabei setze ich besonders auf Erfahrungsaustausch. Oft hilft es schon, wenn man einfach weiß, den anderen geht es genauso“, erzählt die Pädagogin. Sie hat aber auch einige Tipps für die Eltern parat. Dabei betont sie: „Die Verantwortung, wie ein Konflikt ausgeht, liegt immer bei uns. Wir sind die Erwachsenen. Wir haben die Erfahrungen und können uns kontrollieren.“ Manchmal leichter gesagt, als getan. Auch das ist Sabine Kulow klar.
Was also tun, wenn Eltern einfach einen schlechten Tag hatten und ihnen die Situation zu entgleiten droht? „Wenn ein Konflikt gerade nicht lösbar ist, besser vertagen. Das Gespräch beenden und einen Termin zum Weiterreden vereinbaren“, empfiehlt sie. „Und wenn gar nichts mehr geht, können Eltern ihrem Kind notfalls auch eine Whatsapp-Botschaft oder eine Mail schicken, um ein Treffen zu vereinbaren.“ Wichtig dabei seien Ich-Botschaften: Ich bin nicht zufrieden, ich fühle mich mit der Situation unwohl. „Dann gilt es aber auch nicht herumzueiern, sondern die Lage klar zu bewerten und klare Ansagen zu machen, damit man gemeinsam Regeln aufstellen kann.“ Gute Erfahrungen habe sie auch damit, einen Brief zu verfassen, weil man beim Schreiben Zeit zum Überlegen hat. Und oft schreiben die Kinder dann auch zurück. So lasse sich manche verfahrene Situation retten.
„Mütter und Väter sollten die Pubertät nicht als Entschuldigung für jedes Verhalten der Kinder nehmen, aber auch Verständnis aufbringen. Es ist für alle eine schwierige Zeit.“

Mit diesen Tipps wird es etwas leichter:

Was kann ich tun, …

… wenn mein Kind herumschreit, weil ich es um etwas gebeten oder ihm etwas verboten habe?

„Sagen Sie eindeutig, in dieser Lautstärke führe ich keine Gespräche und vertagen sie die Diskussion“, sagt Pädagogin Sabine Kulow. Sonst greife man vielleicht auch zu Verboten, die sich gar nicht durchsetzen lassen. Dann ruhig und klar den eigenen Standpunkt vertreten. Ein Extra-Tipp: „Erziehung wird immer so todernst gesehen. Manchmal kann eine lockere, lustige - bitte nicht ironische - Bemerkung die Situation entkrampfen.“

… wenn mich mein Kind ignoriert und sich zurückzieht?

Dann muss nicht unbedingt ein großes Problem dahinterstecken. „Manchmal ist es einfach genervt oder hat gerade ,Wichtigeres‘ im Kopf. Oder es ist einfach nachdenklich, weil es mit sich selbst nicht so richtig klarkommt“, meint Sabine Kulow. „Respektieren Sie den Rückzug, doch suchen Sie immer wieder das Gespräch.“ Aber besser nicht ständig auf das Kind einreden und nach dem Warum fragen. Gut sei es, immer wieder von sich selbst zu erzählen, über den Tag, über eigene Sorgen. „Dann steigen die Jugendlichen oft darauf ein.“

… wenn mein Kind Regeln und Verbote nicht einhält?

Grenzen setzen ist wichtig. „Aber Regeln müssen überprüft und dem Alter des Kindes angepasst werden“, sagt Sabine Kulow und empfiehlt offene Verhandlungen über Ver- und Gebote. „Wichtig ist ein guter Mittelweg für beide.“

… wenn mein Kind frech ist und mich anmotzt?

„Sagen Sie ganz klar: Ich möchte nicht, dass du mich so nennst, das verletzt mich.“ So lautet der Rat von Sabine Kulow. Wichtig sei es, selbst keine abwertenden Begriffe zu verwenden und sich für unfaire Äußerungen zu entschuldigen. „Dann können Sie natürlich auch selbst eine Entschuldigung einfordern.“