StartseiteRatgeberDer Kaffeemarkt zwischen Schnäppchen und Spezialitäten

Preiskampf entfacht

Der Kaffeemarkt zwischen Schnäppchen und Spezialitäten

Emmerich / Lesedauer: 3 min

Ob als Kaltgetränk aus dem Zapfhahn oder als öliges Gebräu: Kaffee ist weltweit beliebt. Deutsche achten vor allem auf seinen Preis.
Veröffentlicht:15.12.2016, 19:29
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Preiskampf um das Lieblingsgetränk der Deutschen oder Renaissance der Kaffeehauskultur? Während viele Verbraucher in Deutschland beim Kauf der aromatischen Bohnen vor allem auf den Cent achten, boomen teure Spezialitäten. Insgesamt muss die Branche im laufenden Jahr bislang jedoch ein Minus verbuchen: In den ersten zehn Monaten ist der Kaffeeumsatz in Deutschland nach Berechnungen des Marktforschungsinstituts Nielsen im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zurückgegangen.

Stagnierender Kaffeeverbrauch in Deutschland

Hintergrund ist vor allem der Preisverfall bei traditionellem Röstkaffee, der bisweilen zu Schnäppchenangeboten von wenig mehr als drei Euro für das 500 Gramm-Paket verkauft wird. Mehr als 60 Prozent des Röstkaffees werden über Sonderangebote verkauft. „Gerade der klassische Filterkaffee wird gerne genutzt, um Kunden in die Läden zu locken“, berichtet Michael Griess von Nielsen.

Noch im vergangenen Jahr hatte vor allem der Boom bei Kaffeekapseln und bei Espresso für ein deutliches Umsatzplus von 7,1 Prozent gesorgt. „Wir glauben, dass dieser Trend weiter anhalten wird“, sagt Griess.

Nach einem Jahrzehnte dauernden Wachstum beim Kaffeeverbrauch muss die Branche in Deutschland seit einigen Jahren mit einem stagnierenden, beziehungsweise leicht zurückgehenden Verbrauch rechnen. Nach Berechnungen des Deutschen Kaffeeverbands lag der Pro-Kopf-Konsum im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 162 Litern – das entspricht einem weitgehend unveränderten Verbrauch von rund 7,2 Kilogramm Rohkaffee.

Familienunternehmen sieht sich als Weltmarktführer

Beim niederrheinischen Familienunternehmen Probat ist der Boom beim Geschäft rund um das dunkle Heißgetränk dagegen ungebrochen. Bei dem mittelständischen Familienunternehmen geht es seit fast 150 Jahren um die Produktion von Röstmaschinen für die Kaffeeproduktion.

Dabei gehört am Firmensitz in Emmerich professionelles Kaffeetrinken für viele Mitarbeiter zum Berufsalltag. Erst wenn die Wahrnehmung wie bei einem Parfümeur oder Sommelier durch ein spezielles Training selbst für feinste Nuancen geschult wurde, geht es in die Beratung mit dem Kunden.

Trend zur langsamen Extraktion

Mit Säcken voll Rohkaffee im Gepäck reisen Interessenten aus der ganzen Welt an, um sich beim Kauf und bei der Einstellung von Kaffeeröstmaschinen beraten zu lassen. Bis zu eine Woche lang können die Testreihen dauern – genau abgestimmt auf die aktuellen Vorlieben des jeweiligen Landes.

Der Trend zur langsamen Extraktion von Kaffee über Stunden hinweg mit kaltem Wasser gilt derzeit noch als Geheimtipp aus den USA. Dort wird das stark koffeinhaltige Getränk aus Fässern angeboten, berichtet Probat-Chef Wim Abbing. Als eher gewöhnungsbedürftig gelte auch der dickflüssige Kaffee wie er von vietnamesischen Kaffeetrinkern bevorzugt werde.

Renner im Sortiment des Maschinenbauers sind derzeit kleine Kaffeeröstmaschinen. Bis zu vier Kilo Kaffee können in den meist kleinen Läden damit für die Kunden frisch geröstet werden. Als Boommarkt in der Branche gilt derzeit Südostasien. Mit einem Umsatz von rund 140 Millionen Euro im vergangenen Jahr sieht sich Probat als Weltmarktführer.