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Ein „Teich“ als großes Segel-Mekka

Teterow / Lesedauer: 3 min

Auch wenn der Teterower See in Sachen Größe Ostsee und Kieler Förde nicht das Wasser reichen kann, ist die Regatta des Teterower Seesportvereins Pflichttermin in der Kutter-Szene. Die Teilnehmer schätzen die familiäre Atmosphäre und die durchaus anspruchsvollen Kurse.
Veröffentlicht:21.08.2014, 11:03

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Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist...lehrreich, wenn Harry Herrmann am Steuer steht. Der 56-Jährige kennt den Teterower See wie die berühmte Westentasche. Er weiß, wo die tückischen Untiefen lauern, mit welchen Windkapriolen zu rechen ist und vor allem, wie man auf dem Gewässer richtig segelt. Schließlich ist er festes Mitglied der Sechser-Crew auf dem Kutter Resi vom Teterower Seesportverein (TSSV).

Allerdings: Wenn die Kollegen bei der heimischen Regatta an Bord gehen, wie jetzt bei der 22. Auflage, ist Harry Herrmann als Bierzapfer an Land und als Steuermann des Begleitboots auf dem „kleinen Teich“ gefragt. „So nennen wir scherzhaft den Teterower See“, erklärt er. „Im Vergleich zur Kieler Förde oder der Ostsee ist er mit seiner Größe eigentlich kein klassisches Segel-Revier. Trotzdem kommen alle immer gerne zu uns. Teterow ist Pflicht, vor allem wegen der familiären Atmosphäre.“

In diesem Jahr sind 15 Kutter-Mannschaften am Start – mit illustren Namen wie Drei Kreuze, Ambrosia und Gummibär. „Leider haben fünf Teams kurzfristig abgesagt. Das ist für die Planung natürlich ärgerlich“, sagt Raik Rachow, Vorsitzender des TSSV. Trotzdem läßt man sich aufseiten der Gastgeber die Segellaune nicht verderben. Geht es doch quasi um die Wurst. „Wir erleben hier wahrscheinlich die Entscheidung um die Landesmeisterschaft Mecklenburg-Vorpommerns 2014 zwischen der Resi und Teamwork vom SSV Einheit Teterow“, frohlockt Raik Rachow vor der ersten von vier Wettfahrten.

Am Ende wird es ein Segel-Krimi vom allerfeinsten, mit ständig wechselnden Erstplatzierten. Der Kutter Preußen aus Postdam gewinnt den ersten Lauf, es folgen Cutty Sark (Waren) und 7 Seas (Schwerin). Die ersten fünf Boote liegen vor der finalen Entscheidung ganz eng beieinander - und es schlägt die Stunde der Gastgeber. „Am Ende haben wir knapp gewonnen, vor den Kuttern Teamwork, Cutty Sark und Preußen“, freut sich Resi-Steuermann Hubert Zisch über den Gesamtsieg. Damit ist der Landesmeistertitel zwar noch nicht endgültig gewonnen, doch bei der Marathon-Regatta in Schwerin müsste das Teamwork-Team schon ordentlich Punkte einheimsen - was schwierig werden dürfte, hat der SSV Einheit Teterow doch zeitgleich die Herbstregatta vor der eigenen Haustür zu stemmen.

Gute Aussichten also für Raik Rachow und seine Vereinskameraden, die für ihre Regatta einmal mehr reichlich Lob ernten. Gleichzeitig verweist Rachow darauf, dass ohne die großzügige Unterstützung einheimischer Unternehmen – von der Bereitstellung eines Kranfahrzeugs samt Fahrer bis zur Brötchenspende – die Veranstaltung nicht realisierbar wäre.

Und ohne Harry Herrmann natürlich auch nicht. Während seine Kollegen um die Landesmeisterschaft von MV kämpfen, tuckert er seine Zuschauer-Besatzung sicher an den Regatta-Kuttern vorbei, erklärt, was es mit einem Spinnaker auf sich hat, warum gerade jetzt dieses Manöver gefahren wird, wie genau der zu segelnde Kurs verläuft und was man unter einem Luv-Kampf versteht. „Das geilste ist, wenn der Kutter auf der Welle schwimmt“, sagt Harry Herrmann. Und selbst die Landratten an Bord glauben ihm. Da braucht‘s gar kein Beruhigungsbier mehr.

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