StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernAngeklagter gesteht Vergewaltigung eines Elfjährigen

Prozess in Schwerin

Angeklagter gesteht Vergewaltigung eines Elfjährigen

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Die Vergewaltigung des Jungen auf einem Spielplatz in Schwerin sorgte bundesweit für Aufsehen. Auch in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" wurde nach dem Täter gefahndet.
Veröffentlicht:22.06.2017, 19:04
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Klein, schmal, mit gefesselten Füßen und das Gesicht hinter einem Aktenordner versteckt, betritt ein Mann den Gerichtssaal, der im Dezember 2015 einen elfjährigen Jungen in Schwerin vergewaltigt haben soll und erst über ein Jahr später gefasst wurde. Monatelang hatte die Polizei erfolglos nach dem heute 41-Jährigen gefahndet, der Fall wurde auch bundesweit in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" ausgestrahlt. Überführt wurde der mutmaßliche Täter schließlich durch einen Massen-DNA-Test, zu dem knapp 700 Schweriner Männer eingeladen worden waren. Kurz zuvor hatte der Junge seinen Peiniger erneut in der Innenstadt gesehen.

Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Sein Mandant schäme sich für die Tat, sagt der Verteidiger zum Prozessauftakt am Donnerstag auf dem Flur vor Saal acht des Schweriner Landgerichts in Kameras und Mikrofone. Er bereue sehr, was er dem Jungen angetan habe und habe auch schon mehrere Tausend Euro Schadenersatz an die Familie gezahlt. Die hässlichen Details des Falls will der Angeklagte möglichst innerhalb des Gerichtssaals halten, sein Anwalt beantragt den Ausschluss der Öffentlichkeit.

Die Kammer verhandelt dann auch weitgehend hinter verschlossenen Türen - vor allem, um die Privatsphäre des kindlichen Opfers zu schützen. Der Anwalt, der als Nebenklägervertreter die Interessen des Jungen vor Gericht vertritt, hatte ebenfalls den Ausschluss der Öffentlichkeit verlangt.

Mutter des Jungen sagt vor Gericht aus

Wie ein Gerichtssprecher später berichtet, trug der Verteidiger nach der Verlesung der Anklageschrift ein Geständnis des Angeklagten vor. Anschließend wurde die Mutter des Jungen als Zeugin gehört. Ebenfalls hinter verschlossenen Türen sollen in der kommenden Woche die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung gehalten werden. Eine Befragung des Kindes vor Gericht ist dem Sprecher zufolge nicht vorgesehen.

Die Fahndung nach dem Täter hatte sich als Krimi gestaltet, in dem Kommissar Zufall eine wichtige Rolle spielte. Der Junge war am 15. Dezember 2015 morgens auf dem Schulweg angesprochen und in den Schlosspark gelockt worden. Der Täter hatte vorgegeben, Polizeibeamter zu sein und einen Drogentest durchführen zu wollen. Die Tat sorgte für Verunsicherung in der Landeshauptstadt. Die Polizei suchte mit Hochdruck und unter Einbeziehung der Öffentlichkeit nach dem Täter - lange erfolglos.

Der Junge erkannte seinen Peiniger wieder

Fast ein Jahr später sah das Kind seinen Peiniger erneut in der Innenstadt, wie der Gerichtssprecher berichtet. Der Junge informierte die Polizei, die über eine Handy-Funkzellenabfrage den Kreis der Verdächtigen eingrenzen konnte. Knapp 700 Männer wurden zu einem freiwilligen DNA-Test gebeten, darunter der heutige Angeklagte. Als er seine Speichelprobe abgegeben hatte, dauerte es nicht lange, bis ein Treffer gemeldet wurde.