StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernAuch im Tierpark gelten die Gesetze der Natur

Fressen und gefressen werden

Auch im Tierpark gelten die Gesetze der Natur

Burg Stargard / Lesedauer: 3 min

Eine Giraffe, verfüttert an die Löwen im Kopenhagener Zoo – dieser Fall schlägt hohe Wellen im Internet. Fachleute der Region bleiben aber gelassen. Nur das Wie stößt sauer auf.
Veröffentlicht:12.02.2014, 16:49

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„Abartige Tötung“, „makaberes Schauspiel“ – die Kommentare einiger Nordkurier-Leser auf Facebook könnten deutlicher kaum sein. Viele äußerten sich empört, einige verglichen die Verfütterung einer Giraffe an die Löwen des Kopenhagener Zoos mit den Regeln der freien Wildbahn. „Da wäre die Giraffe wohl noch qualvoller gestorben“, so ein Nutzer. Den meisten Kommentatoren gemein war die Einschätzung: Wenn schon verfüttern, dann nicht in aller Öffentlichkeit. 

Auf diesen kleinsten gemeinsamen Nenner können sich auch Leiter und Angestellte hiesiger Tierparks einigen. Denn auch wenn in Ueckermünde, Burg Stargard oder Greifwald weder Giraffen noch Löwen gehalten werden, das Töten gehört auch dort zum Leben im Gatter dazu. „Wir haben eine eigene Mäusezucht um unsere Schlangen zu ernähren, allerdings füttern wir die nicht öffentlich“, sagte dazu Katrin Töpke, Leiterin der Tierparks Ueckermünde. Aus Alters- oder Krankheitsgründen verstorbene Tiere würden abgeholt, Verfütterungen gebe es nicht. „Das ist streng untersagt“, machte die Tierparkleiterin deutlich.

Ähnlich äußerte sich Marita Kittel, Mitarbeiterin des Tierparks in Greifswald. „Unsere Tiere gehören zur Familie, wir heulen mit den Tieren, wenn es ihnen schlecht geht“, so Marita Kittel. An Tötungen wie in Kopenhagen sei überhaupt nicht zu denken. Die Verfütterung von Küken beispielsweise an den Uhu „Uli“ werde außerhalb der Besuchszeiten vorgenommen. Verstorbene Tiere werden eingefroren und dann untersucht. Zu den Vorfällen in Kopenhagen sagt sie: „So etwas geht eigentlich gar nicht, die Verantwortlichen müsste man zur Rechenschaft ziehen.“

Wildtiere sind keine Kuscheltiere

So weit wollte Katrin Voß, Leiterin der Tierparks in Burg Stargard, nicht gehen. Sie sprach sich für eine Versachlichung der Debatte aus. „Wer Tiere und gerade Raubtiere halten will, muss als erstes lernen, Tiere zu töten“, erklärte Katrin Voß. „Wildtiere sind keine Kuscheltiere“, fügte sie an und forderte: „Raubtiere fressen Fleisch, das muss man wissen.“ Pures Fleisch allein sei dabei nicht genug, für das Verdauungssystem seien Fell, Knochen und Krallen ebenso wichtig. Mit Blick auf Kopenhagen räumt sie ein: „Natürlich ist das ein sehr sensibles Thema und das Vorgehen der Kollegen war mindestens taktisch unklug.“ Wenn es jedoch „natürliche Abnehmer“ für Tiere gebe, die von allen anderen möglichen Verbleiben ausgeschlossen sind, sei ihre Tötung zu Futterzwecken legal. „Das ist wie in der freien Wildbahn“, so Katrin Voß. Außerdem gebe es in jedem Tierpark Tiere, die zu Futterzwecken gehalten werden. Denn, und auch das bleibe zu oft unbeachtet: „Fleisch kostet Geld und ich kenne keinen Zoo, der darin schwimmt.“