StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernAzubis in MV haben mehr Geld in der Tasche

Fachkräftemangel treibt Löhne an

Azubis in MV haben mehr Geld in der Tasche

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Der zunehmende Fachkräftemangel in der Region hat für die Lehrlinge auch seine positiven Seiten. Sie sind gefragt wie nie und können sich über höhere Löhne freuen.
Veröffentlicht:09.02.2014, 18:53

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Niedriglohnland Mecklenburg-Vorpommern, zumindest bei den Ausbildungsvergütungen beginnt dieses Negativbild langsam zu bröckeln. Wie die jüngsten Tarifabschlüsse für Azubis gerade in den Handwerksberufen zeigen, kann sich die Bezahlung von Azubis in hiesigen Firmen durchaus mit dem ost- und sogar bundesdeutschen Schnitt messen.

Bestes Beispiel dafür ist die Elektrobranche. Während Auszubildende zum Elektrotechniker nach dem alten Tarifvertrag im ersten Lehrjahr 430 Euro und im letzten 530 Euro bekamen, sind es nach dem ab 1. März geltenden Vertrag 500 Euro im ersten und 650 Euro im letzten Lehrjahr. Auf die ganze Lehre gesehen haben sie damit im Schnitt fast 80 Euro pro Monat mehr in der Tasche. Drastisch die Steigerung auch in der Baubranche. Während der alte Tarif für Lehrlinge im Baubereich 460 Euro im ersten Lehrjahr vorsah, bekommen sie nun von Beginn an 587 Euro monatlich überwiesen. Im letzten Lehrjahr stehen ihnen laut Tarif sogar 1017 Euro zu.

Wettbewerb um Lehrlinge ist hart

Ob die Tariflöhne gezahlt werden, ist noch immer Sache der einzelnen Firma. Nicht nur im Baubereich erlaubt es die sogenannte „Angemessenheitsgrenze“ den Firmen, bis zu 20 Prozent unter Tarif zu bezahlen. Wer motivierte Lehrlinge sucht, sollte davon Abstand nehmen. „Die Firmen sind auf die jungen Leute angewiesen, eine Zahlung nach Tarif kann da helfen“, erklärt Jörg Schnell, Hauptgeschäftsführer des Bauverbands Mecklenburg-Vorpommern. Angesichts rapide sinkender Schulabgängerzahlen sei der Wettbewerb um die Lehrlinge hart.

Das bestätigen Innungsvertreter quer durch alle Bereiche. Jörg Reichau von der Bäcker-Innung Nord erklärte, für das laufende Lehrjahr überhaupt keinen Lehrling mehr gefunden zu haben. Mit durchschnittlich 550 Euro pro Monat liegt der bundesweit gültige Tarifabschluss im Bäckereigewerbe vergleichsweise unten. Und auch Andreas Knirk, Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes der Dachdecker in MV ist sich sicher: „Ohne eine vernünftige Bezahlung finden wir keine Azubis.“ Dachdecker-Azubis verdienen im Schnitt
710 Euro im Monat und liegen damit nur knapp unter dem bundesdeutschen Schnitt.

Seit vielen Jahren auf einen neuen Tarifvertrag warten müssen dagegen die Friseurlehrlinge. Der aktuell gültige Tarifvertrag stammt noch aus dem Jahr 1995 und sieht gerade einmal 158,50 Euro im ersten Lehrjahr vor. Es war den Salons selbst überlassen, durch Prämienzahlungen den Anreiz für Lehrlinge zu erhöhen. Im Zuge des Mindestlohngesetzes dürfen diese sich nun aber auf einen neuen Tarifvertrag freuen.