StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernEhepaare für Mut gegen Fremdenhass ausgezeichnet

„Das unerschrockene Wort”

Ehepaare für Mut gegen Fremdenhass ausgezeichnet

Jamel/Torgau / Lesedauer: 2 min

Die Lutherstädte würdigten zwei Ehepaare aus Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Weil sie sich couragiert gegen Fremdenfeindlichkeit einsetzen, bekommen sie einen Preis.
Veröffentlicht:22.04.2017, 18:03
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Sie haben Brandstiftern getrotzt und sich rechten Einflüssen entgegengestellt: Für ihr couragiertes Auftreten und Handeln sind das ehemalige Bürgermeister-Ehepaar Markus und Susanna Nierth sowie das Künstlerehepaar Birgit und Horst Lohmeyer mit dem Preis „Das unerschrockene Wort” geehrt worden. Die mit insgesamt 10 000 Euro dotierte Auszeichnung, die der Bund der Lutherstädte alle zwei Jahre vergibt, wurde am Samstag in der Schlosskirche von Torgau verliehen.

Das Ehepaar Lohmeyer lebt Jamel (Landkreis Nordwestmecklenburg). Dort veranstalteten sie jährlich das Rockfestival gegen Rechts „Jamel rockt den Förster”. Mitte August 2015 hatten Unbekannte die Scheune auf dem Grundstück in Brand gesteckt. Die Tätersuche blieb bislang erfolglos. Das Musikfestival gibt es weiterhin. Sie empfänden den Preis als großartige Anerkennung ihres ehrenamtlichen Engagements, sagte Horst Lohmeyer. „Er gibt uns Kraft und das Gefühl des Nicht-allein-Seins im Kampf gegen
rechtsextreme und rechtspopulistische Strömungen in unserem Land.”

NPD-Demos vor dem Haus

Markus Niehrt und seine Frau aus Tröglitz in Sachsen-Anhalt wurden deutschlandweit bekannt, als im April 2015 der Dachstuhl eines für Flüchtlinge vorgesehenen Wohnhauses in ihrem Ort ausbrannte. Laut Polizei war Brandstiftung die Ursache. Täter wurden nicht gefasst und die Ermittlungen im vergangenen Juli eingestellt. Niehrt hatte sich für die Unterbringung der Flüchtlinge engagiert.

Deswegen hatten unter anderem NPD-Mitglieder Demonstrationen auch vor dem Haus des Paares organisiert. Niehrt war daraufhin von seinem Amt als Bürgermeister zurückgetreten. „Ich nehme gerührt diesen Preis stellvertretend für die vielen Ehrenamtlichen und Kommunalpolitiker an, die in diesen Tagen für ihre Geradlinigkeit, für ihre Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe brutalen Hass und schlimmen Psychoterror, auch gegenüber ihren Familienmitgliedern, ertragen müssen”, sagte Markus Niehrt.

Eine Jury aus den Bürgermeistern der 16 Lutherstädte und weiteren
Vertretern des öffentlichen Lebens hatte die Paare aus allen Vorschlägen gewählt. Im Jubiläumsjahr der Reformation sei es darum gegangen, „den Fokus auf gegenwärtige Herausforderungen im Heimatland Luthers zu legen”, erklärte die Jury.