StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernEhrenamtler lehren im Asylbewerberheim

Deutschstunden für Flüchtlinge

Ehrenamtler lehren im Asylbewerberheim

Torgelow / Lesedauer: 3 min

Sie fliehen vor Krieg, Terror und Elend in ein fremdes Land, dessen Sprache sie nicht beherrschen. Damit die Flüchtlinge aus der ganzen Welt sich dennoch verständigen können, dafür sorgen Freiwillige in Torgelow.
Veröffentlicht:17.09.2014, 19:42

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Bei diesem Unterricht ist alles etwas anders: Der Klassenraum befindet sich im Asylbewerberheim Torgelow, die Schüler sind Erwachsene, und der Lehrer ist kein ausgebildeter Pädagoge. Harald Rinkens ist pensionierter Berufssoldat, und doch steht er vor der Klasse und gibt den Schülern Deutschunterricht.

„Hello, my name is Harald“, beginnt Rinkens den Unterricht auf Englisch, denn Deutsch versteht hier nur die einzige Frau im Kurs. Sahra stammt aus Afghanistan und hat im Gegensatz zu den anderen Flüchtlingen schon einen Vorgängerkurs absolviert.

Für einen Serben, drei junge Männer aus Eritrea und fünf Afghanen ist es die erste Deutschstunde. Ein junger Afghane übersetzt von Englisch auf Paschtu, der Serbe und die Eritreer können damit aber nichts anfangen. Schon hier wird deutlich, wie schwierig der Unterricht für Harald Rinkens wird.

"Gute Vorbereitung auf regulären Kurs"

Der 65-Jährige lässt sich dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen. Schließlich
ist das nicht seine erste Stunde. Seit Februar bringt er zwei Klassen die deutsche Sprache bei. „Ich will, dass die Flüchtlinge nach dem Kurs einfache Sätze verstehen und sich artikulieren können“, sagt Rinkens. Sie sollen sagen können, was sie wollen, sie sollen beim Gang in den Supermarkt nach den Preisen fragen können.

Auch Barbara Reichert unterrichtet Deutsch im Torgelower Asylbewerberheim. Ihr großer Vorteil: Sie war jahrzehntelang Russischlehrerin und spricht die Sprache fließend. Deswegen kann sie sich sehr gut mit den Flüchtlingen aus dem Kaukasus unterhalten. „Das, was wir hier machen, ist eine gute Vorbereitung auf den regulären Kurs“, sagt Reichert. Den dürfen die Asylbewerber erst besuchen, wenn sie länger als acht Monate im Land leben.

Reichert und Rinkens engagieren sich ehrenamtlich für das Wohl der Flüchtlinge in Torgelow. Als im November 2013 die Ersten im Heim in der Ahornstraße ankamen, begrüßten die beiden sie zusammen mit anderen Torgelowern. Harald Rinkens hat zusätzlich zum Deutschunterricht zweimal die Woche Fußballtraining organisiert. Andere Helfer engagieren sich im Kulturbereich und führen Workshops durch.

Trotz Stress: Die Arbeit macht Spaß

Es gibt Wochen, in denen Harald Rinkens den ganzen Tag unterwegs ist. Der Torgelower kümmert sich nicht nur um Sprache und Sport. Als eine Familie aus dem Heim in eine Wohnung umziehen musste, half er bei der Organisation. Auch wenn er manchmal Stress hat, macht ihm die Arbeit Spaß. „Für mich ist es eine Bereicherung meines Lebens, die ich nicht erwartet habe.“ 

Aber es gibt auch schlechte Tage. Vor Unterrichtsbeginn steht ein Mann an der Tür. Seit November ist er in Deutschland. Nun wurde sein Asylantrag abgelehnt, in zwei Wochen wird er nach Tschetschenien abgeschoben. „Man darf das nicht so sehr an sich ranlassen“, sagt Harald Rinkens. So recht gelingt ihm das nicht.