Keine Denkmäler
Es hat sich ausgemarxt
Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min
Wenn im kommenden Jahr Trier den 200. Geburtstag von Karl Marx feiert, wird der Denker mit einem imposanten Denkmal aus China geehrt. Im Nordosten fällt die Suche nach einer öffentlichen Anpreisung von Marx dagegen fast ergebnislos aus. So schlummert in Neubrandenburg eine 2,20 Meter große Bronzeplastik des kommunistischen Vorbilds seit Jahren im Depot.
„Es ist richtig, dass das Marx-Denkmal nach wie vor durch den Eigenbetrieb Immobilienmanagement aufbewahrt wird”, sagt André Hesse, Pressesprecher der Viertorestadt. Im Jahr 2015 hätten die Stadtvertreter entschieden, dass das Denkmal bis auf Weiteres nicht aufgestellt werde. Hintergrund seien die offenen und diskursiven Fragen: „Welche Bedeutung hat das Denkmal Karl-Marx in der heutigen Zeit und mit ihm verbunden die Person Karl Marx? Wo genau könnte das Denkmal angemessen repräsentiert werden?”
Ehemalige Karl-Marx-Schule wurde nach der Wende umbenannt
Anfragen bei größeren Städten in der Mecklenburgischen Seenplatte und Vorpommern zeugen ebenfalls von einer manifestierten Unsichtbarkeit des Karl M. – zumindest seines Antlitzes. Während der Philosoph in Neustrelitz und Demmin nicht eine einzige Spur im öffentlichen Raum hinterlassen hat, tragen in Pasewalk und Waren Straßen seinen Namen. Greifswald traut sich noch eine Stufe höher und restaurierte den ansässigen Karl-Marx-Platz sogar vor kurzem.
Die Karl-Marx-Schule in Anklam steht noch. Sie heißt aber wieder anders. Nach der Wende bekam sie über Umwege den Namen Cothenius, basierend auf dem Leibarzt des Alten Fritz Christian Andreas Cothenius, der 1708 in Anklam geboren wurde, berichtet Wilfried Hornburg, Leiter des Stadtgeschichtlichen Museums. Das Andenken des berühmten Ökonomen aus Trier ist dadurch jedoch nicht ganz verloren. „In Anklam befindet sich noch eine Karl-Marx-Straße und auch eine Gedenktafel”, so Hornburg.