Studio wollte Ausländer ablehnen
Fitness nur für Deutsche – Diskussion nimmt kein Ende
Güstrow / Lesedauer: 3 min
Viel Gerede um ein Fitness-Studio in Güstrow und dabei hat sich dort eigentlich nichts geändert. Am Mittwoch hieß es dort auf einem Aushang, das Studio werde „keine Mitbürger mit Migrationshintergrund mehr aufnehmen”. Die Begründung: Schutz vor Terror. Am selben Tag wurden in der Stadt bei mehreren Hausdurchsuchen drei Männer in Polizeigewahrsam genommen. Laut Bundesanwaltschaft bestand dringender Terrorverdacht. (Hier geht es zu unserer aktuellen Berichterstattung.)
Einer der Männer soll am Tag zuvor in dem Studio trainiert haben. Alle Menschen mit ausländischen Wurzeln werden deswegen also pauschal abgelehnt? Die Empörung darüber war schnell groß und die Betreiber reagierten mit einer Stellungnahme. Darin entschuldigt sich das Studio „in aller Form” vom Inhalt des Aushangs. Das Team distanziere sich klar von solchen Äußerungen und werde auch „in Zukunft alle Menschen herzlich Willkommen” heißen.
Eine Sprecherin der Fitness-Kette bezeichnete den Vorfall gegenüber der Tageszeitung „Welt” als „deutlich misslungenen Versuch, erschrockene und verängstigte Mitglieder zu beruhigen.” Auch der Nordkurier bat um eine Stellungnahme, bekam aber bisher keine Antwort.
Ist das etwa schon Rassentrennung?
Ist also alles klar? Nicht ganz. Die Diskussion um den Fall geht weiter. Auf der Facebook-Seite des Nordkurier befürworten viele Nutzer so ein Ausländer-Verbot. „Ist doch sein Fitnessstudio, Zuhause muss ich auch nicht jeden reinlassen”, heißt es etwa. Der Betreiber hat sein Hausrecht und kann seine eigenen Regeln aufstellen, befürworten viele Leser. Allerdings: „Nichtsdestotrotz darf er niemanden wegen seiner Herkunft, Alter, Religion oder Geschlecht diskriminieren oder ausschließen”, werfen andere ein.
Eine Leserin erinnert an die Rassentrennung in den USA. „Vor ein paar Jahren gab es in den USA noch getrennte Eingänge für Schwarze und Weiße. Schulen nur für Weiße. [...] Ich bin mir nicht sicher ob Deutschland da im Jahr 2017 wirklich wieder hin will. Wer das hier nicht als Rassismus erkennt, hat noch ne Menge zu lernen.” Das gibt viel Beifall. Viele Kommentatoren erklärten aber auch, – verklausuliert oder direkt – dass sie trotzdem zu ihrem Rassismus stehen.
Wie das im Internet so läuft, treibt die Empörung auch auf vielen anderen Kanälen ihre Blüten. Oft mit vielen Ausrufezeichen, selten besonders sachlich. Trotz der Erklärung, dass alle Menschen Willkommen seien, rufen Nutzer zum Boykott des Studios auf. Andere fallen in noch schlichtere Argumentationsmuster zurück: „Kein Wunder, das ist man ja von den Neuen Bundesländer gewohnt.” Auf Bewertungsportalen erhält das Studio nun besonders schlechte Noten.
Erfolgreiche Klage gegen Fitness-Studio
Nicht nur in Güstrow, auch in Aachen machte zuletzt ein Fitness-Studio mit einer ausgrenzenden Geschäftspolitik von sich reden. Ein junger Mann aus Sierra Leone wollte dort vor zwei Jahren Mitglied werden, wurde aber abgelehnt – wegen seiner Hautfarbe, wie sich später herausstellte. Er klagte und bekam im Mai dieses Jahres Recht. Der Betreiber verstieß laut Gericht gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz.
Wie die „Aachener Zeitung” berichtet, schloss der Betreiber nach eigenen Angaben vom Nachnamen, der Herkunft und dem Aussehen darauf, ob der Kunde seine Beiträge zahle oder nicht. Er bezeichnete dies als „Bonitätsprüfung”. Der vorsitzende Richter sagte dazu: „Das, was Sie machen, ist keine Bonitätsprüfung, sondern eine soziologische Vermutung.”