Montage riesiger Windkraftanlagen

Großbaustelle auf See

Sassnitz / Lesedauer: 3 min

Vor Rügen geht der Bau von „Baltic 2“, dem zweiten deutschen Ostseewindpark, in die heiße Phase. Im Baufeld hat sich das mit Anlageteilen beladene Spezialschiff „Vidar“ auf seine Stelzen gehoben und mit der Montage der ersten Windkraftanlagen begonnen.
Veröffentlicht:27.08.2014, 18:19
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Es herrscht Hochbetrieb im Baufeld „Baltic 2“, 32 Kilometer nördlich von Rügen. Das bekommt auch Kapitän Tony Wessel im Sassnitzer Hafen zu spüren. Beinahe täglich pendelt der 42-Jährige hinaus auf See, um im Taxibetrieb Spezialisten zur Baustelle zu bringen und wieder abzuholen. Mit 23 Knoten rast der fast 2000 PS starke Katamaran durch die fast einen Meter hohen Wellen. Schnell verschwindet die Kreideküste am Horizont, und schon nach einer guten Stunde kommen die Steilküste von Moen und die Silhouette des mächtigen Installationsschiffs „Vidar“ in Sicht.

Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt ist im Seegebiet zwischen Rügen und Dänemark eine Großbaustelle entstanden. Bis zu elf Schiffe sind dort rund um die Uhr im Einsatz, darunter die Installationsschiffe „Vidar“ und „Finow 2“, der Schwimmkran „Goliath“, Schlepper, ein Kabelleger, Mannschaftsboote und ein Verkehrssicherheitsschiff. „Manchmal sind hier 100 und mehr Leute beschäftigt“, sagt Stefan Wallenmaier, Projektleiter für den EnBW-Windpark.

Das Projekt ist im Zeitverzug

Sein Team ist zu Wochenbeginn in die heiße Phase gestartet. Denn gut ein Jahr nach der Installation der ersten Fundamente hat nun die Montage der insgesamt 80 Windkraftanlagen begonnen. Das Projekt ist im Zeitverzug. Vor allem die häufigen Stürme im Januar, Juli und August hatten immer wieder zu Verzögerungen geführt. Hinzu kamen Probleme mit dem Baugrund. Im Unterschied zur Nordsee mit ihren homogenen Sandböden hätten es die Spezialisten in der eiszeitlich geprägten Ostsee mit hartem Geschiebemergel, Ton- und Kreideschichten zu tun gehabt.

„Da mussten wir jedes Fundament einzeln berechnen, ehe die Pfähle, die sogenannten Monopiles bis 36 Meter tief in den Meeresboden gerammt wurden.“ Seit Montagabend ragt nun die erste Windanlage von „Baltic 2“ mit 87 Metern Narbenhöhe und einem Rotordurchmesser von 120 Metern aus dem Meer.

Im Frühjahr soll der Windpark in Betrieb gehen

Die „Vidar“ hat sich inzwischen dem nächsten gelben Turmunterbau genähert. Kurz darauf werden die vier riesigen Hubbeine in die Tiefe gelassen und auf den Ostseegrund gesetzt. Dann hebt sich das 140 Meter lange Schiff, inklusive der tonnenschweren, aufrecht an Bord stehenden Anlagentürme aus dem Wasser, bis der Schiffskiel etwa vier Meter über der Meeresoberfläche schwebt. Anschließend wird der 108 Meter lange Bordkran ausgefahren, um mit der Montage der zweiten Windkraft-Anlage von „Baltic 2“ zu beginnen.

Voraussichtlich im Frühjahr 2015, statt wie ursprünglich geplant Ende 2014, wird „Baltic 2“ in Betrieb gehen. Mit einer elektrischen Leistung von 288 Megawatt soll er mindestens 20 Jahre lang an windreichen Tagen Strom für bis zu 340  000 Haushalte liefern. Der Stromriese EnBW, der 1,2 Milliarden Euro in diesen Offshore-Park investiert, rechnet mit ähnlich guten Erträgen wie bei der schon 2011 vor dem Darß in Betrieb gegangenen Schwesternanlage.

Mit „Baltic 1“ erreichen wir Super-Betriebsergebnisse, sagt EnBW-Sprecherin Stefanie Klumpp. EnBW plane daher weitere Offshore-Windparks.